Der Salmen hat eine bewegte Geschichte, die das Gebäude in der Offenburger Innenstadt einzigartig macht. Am 12. September 1847 proklamierten die „Entschiedenen Freunde der Verfassung“ um Gustav Struve und Friedrich Hecker den ersten Grundrechtekatalog in deutscher Sprache. Die Ausstellungsbereiche machen 200 Jahre Demokratiegeschichte erlebbar.
Festsaal. Synagoge. Elektroladen. Ort der Demokratiegeschichte. Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Ursprünglich Straußenwirtschaft, später Veranstaltungssaal, erlangt Der Salmen vor fast 200 Jahren Bekanntheit: Am 12. September 1847 proklamieren die „Entschiedenen Freunde der Verfassung“ um die späteren Revolutionäre Gustav Struve und Friedrich Hecker im vollen Salmensaal die „13 Forderungen des Volkes“ – den ersten Grundrechtekatalog in deutscher Sprache. Später kauft die jüdische Gemeinde Offenburg das Gebäude und verwendet es ab 1875 als Synagoge – bis die örtlichen Nationalsozialisten den Betsaal am Morgen des 10. November 1938 verwüsten. So repräsentiert Der Salmen zwei völlig gegensätzliche Pole der jüngeren deutschen Geschichte: den Aufbruch zu Demokratie und Freiheit, aber auch deren totale Zerstörung im 20. Jahrhundert.
Seit 1997 ist das Gebäude wieder in städtischem Besitz. Seit Mai 2022 steht Der Salmen nach einer Umbauphase als modernes Haus der Demokratie allen Besucher:innen offen. In zwei Dauerausstellungsbereichen, mit einem 270°-Film, der die Wände des historischen Saals zum Leben erweckt, sowie der interaktiven Salmen-App wird Demokratiegeschichte erlebbar und in direkten Zusammenhang mit Gegenwartsthemen gesetzt. Was heißt Demokratie? In was für einer Gesellschaft leben wir? Und was bedeutet eigentlich Freisein? Solche Fragen werden in der interaktiven Ausstellung aufgeworfen, die nicht nur Vergangenes vermittelt, sondern auch einlädt, sich mit aktuellem Gesellschaftsgeschehen auseinanderzusetzen. Ergänzt wird das Angebot durch Sonderausstellungen und verschiedene Veranstaltungsformate für unterschiedliche Altersgruppen. Der Salmen lädt dazu ein, die Bedeutung von Demokratie, Freiheit und Grundrechten zu reflektieren und zu diskutieren. Er ist nicht zuletzt ein Ort der Begegnung und der Auseinandersetzung mit unserer eigenen Lebenswelt.
Amalie und Gustav Struve
Als Anführer der badischen Revolution 1848 gehörten Amalie und Gustav Struve zum radikalen Flügel der Vormärzbewegung. Dass sie häufig als gescheitertes Revoluzzer-Paar beschrieben werden, verdeckt die vielfältigen demokratischen Tätigkeitsfelder vor und nach 1848, in denen sich beide für politische wie gesellschaftliche Teilhabe einsetzten.
Friedrich Hecker
Friedrich Hecker zählt zu den profiliertesten und radikalsten Köpfen der Märzrevolution. Sein Aufstieg und Scheitern ebenso wie seine anschließende Verklärung als Volksheld verdeutlichen die Ambivalenz demokratischer Forderungen nach Volksbeteiligung in der Mitte des 19. Jahrhunderts.