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Für ein geeintes, freies Berlin

Ernst Reuter

29.07.1889 - 29.09.1953

Als Bürgermeister Westberlins wurde Ernst Reuter eine herausragende Symbolfigur der geteilten Stadt und den Herausforderungen des Ost-West-Konflikts. Wie kaum eine andere Person in der frühen Phase des Kalten Krieges verkörperte er den Anspruch auf Demokratisierung, Freiheit und Selbstbestimmung über die deutsch-deutsche Grenze hinweg.


In einer bürgerlichen Familie aufgewachsen, wandte sich Ernst Reuter durch sein Studium der Nationalökonomie und die Beschäftigung mit Arbeiten von Lujo Brentano und Karl Marx dem Sozialismus zu. Darüber zerbrach das Verhältnis zu seinen Eltern und seiner Verlobten; Reuter musste sich im Anschluss für einige Zeit mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. Schließlich wurde er Teil der Berliner Sozialdemokratie, nicht ohne auch seine Position im Revisionismusstreit finden zu müssen. Reuter rieb sich an den Strukturen des Kaiserreichs, war jedoch auch nicht von der Dogmatik orthodoxer Marxisten überzeugt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges entfernte er sich über die Frage der Kriegskredite von der SPD und trat der KPD bei. Aufgrund der autoritären Strukturen seiner aus Moskau gelenkten Partei verließ Ernst Reuter jedoch 1922 die KPD und kehrte über die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) zurück in die SPD.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Machtübernahme war Ernst Reuter Oberbürgermeister in Magdeburg, wurde 1933 jedoch seiner Ämter enthoben und in KZ-Haft genommen. Nachdem er 1934 wieder entlassen wurde, emigrierte er in die Türkei. Als er nach dem Krieg nach Berlin zurückkehrte und 1947 zum Oberbürgermeister gewählt wurde, erkannten die sowjetischen Besatzer seine Wahl nicht an. Erst mit der Spaltung der Stadt 1949 wurde ihm dieses Amt offiziell übertragen. Zu diesem Zeitpunkt war Reuter bereits auf der Höhe seine politischen Schaffens: Während der Berliner Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 versuchte er das Leid der Bevölkerung auf vielfältige Weise zu mildern und warb gleichzeitig im In- und Ausland um eine Beilegung des Konflikts. Im Dezember 1948 zog er mit einer Wahlzustimmung von über 60% für die SPD in der Stadtverordnetenversammlung und wurde erneut zum Oberbürgermeister gewählt. Als "Regierender Bürgermeister" West-Berlins führte er die Geschäfte der Stadt bis zu seinem unerwarteten Tod am 29. September 1953. Auch wenn er sich bis zu seinem Tod für eine Westbindung Berlins stark machte, bemühte sich Reuter weiter um den Kontakt zu den Ostteilen Berlins und forderte eine Einheit der Stadt.

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