Pressegespräch – Statements
In den nachstehenden Statements beleuchten Gremienmitglieder der Stiftung die Bedeutung der Demokratiegeschichte für die Gegenwart und Zukunft und sprechen über die Verbindung zwischen ihrem Engagement und der Stiftungsarbeit.
Staatsministerin Claudia Roth
Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Vorsitzende des Stiftungsrats
„Überall auf der Welt werden Demokratien angegriffen, und auch bei uns gerät die Demokratie immer stärker unter Druck. In einer Zeit, in der Demokratiefeinde und Rechtsextremismus erstarken, dürfen wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Denn unsere Demokratie ist zwar stark, aber nicht immun. Daher brauchen wir in unserer Gesellschaft gerade jetzt ein stärkeres Bewusstsein für den Wert der Demokratie. Dafür hat die Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte schon in ihrem ersten Jahr einen wertvollen Beitrag geleistet. Mit ihren vielfältigen Aktivitäten hat sie die Zivilgesellschaft und damit die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie gestärkt. Dafür bin ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung sehr dankbar. Die Bundesregierung wird die immens wichtige Arbeit der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte auch in Zukunft gerne unterstützen.“
Foto: J. Konrad Schmidt
Volker Bouffier
Hessischer Ministerpräsident a.D.
Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats
„Die Demokratiegeschichte unseres Landes ist eine wechselvolle Aneinanderreihung von Erfolgen und Rückschlägen, von Hoffnungen und Verdrossenheit, von Sicher- und Unsicherheiten, von Fürsprache und Kritik, von Auseinandersetzungen und Kompromissen. Sie ist keine lineare Erfolgsgeschichte, sondern auch eine Geschichte von Kämpfen, Rückschritten und neuen Anläufen. Orte der deutschen Demokratiegeschichte sind Vor-Ort-Mutmacher, Vorbild-Manifeste, Beispielgeber, Motivationsorte, sich für die Demokratie und die Freiheit zu engagieren. Und die Stiftung ist so etwas wie der Coach, der Möglichmacher, Förderer und Insbildsetzer all dieser kleinen und großen Demokratieorte.“
Foto: Tobias Koch
Dr. Anna Kaminsky
Direktorin, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Vorsitzende des Stiftungsbeirats
„Die neu gegründete Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte hat gerade in Zeiten politischer Verunsicherung eine unschätzbare Aufgabe: Sie kann über ihre Aktivitäten und ihre dezentrale Projektförderung dazu beitragen, das Verständnis für demokratische Rechte zu stärken und deutlich zu machen, dass es immer wieder demokratische Bestrebungen in ganz Deutschland gegeben hat – auch wenn diese zu oft scheiterten oder brutal unterdrückt wurden. Darüber kann sichtbar werden, welchen Preis viele Menschen bereit waren für das zu zahlen, was uns heute oft selbstverständlich scheint: Freiheit und Demokratie. Wie heißt es doch: Für eine Diktatur reicht es, nichts zu tun, Demokratie braucht das Engagement möglichst vieler! Als Vorsitzende des Stiftungsbeirats freue ich mich darauf, gemeinsam mit den Beiratskolleginnen und -kollegen die Stiftung bei ihrer Arbeit zu unterstützen!“
Foto: Bundesstiftung Aufarbeitung
Dr. Kai-Michael Sprenger
Direktor, Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
„Wenn man die Demokratie als Prozess und nicht als Zustand versteht, dann muss auch die stetige Beschäftigung mit der Demokratiegeschichte eine grundsätzliche Aufgabe innerhalb dieses Prozesses markieren. Wahlen, Gleichberechtigung, Freiheitsrechte, politische Beteiligung, Schwarz-Rot-Gold, soziale Gerechtigkeit, Grundrechte – das alles erscheint uns gegenwärtig und doch gehen diese Begriffe auf politische Forderungen und Herausforderungen des 19. Jahrhunderts zurück. Immer wieder sind Personen in unserer Geschichte für Grundrechte und Verfassungen eingetreten und haben die Demokratie stets aufs Neue ausgehandelt, erstritten, verteidigt und auch wieder verloren. Damit wird die aktuelle Relevanz klar: Demokratie ist nicht selbstverständlich, sie muss gestaltet, gelebt und weiterentwickelt werden. Die Beschäftigung mit unserer Demokratiegeschichte kann hierbei Motivation und Orientierungshilfe sein, sich im demokratischen Miteinander einzubringen. Engagement braucht historische Vorbilder, die zeigen, dass jeder Einzelne etwas bewirken kann.“
Foto: SODG