Archiv früher Demokratinnen und Demokraten

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Der Kampf für Freiheit, Gleichheit, Menschen- und Bürgerrechte ist eine Aufgabe, die nie endet. Gerade jetzt, in Zeiten von gesellschaftlichen Spaltungen, Populismus und dem globalen Erstarken antidemokratischer Kräfte, brauchen wir Geschichten, die uns an die demokratischen Grundwerte und Ideen erinnern und uns Handlungsmut spenden. Am 18. März schlagen wir gemeinsam mit dem Verein Demokratisches Deutschland, der Stadt Frankfurt, der Holtzbrinck-Publishing Group und dem Verlag Kiepenheuer & Witsch ein neues Kapitel auf: Das Web-Archiv früher deutscher Demokratinnen und Demokraten.

Dieses lebendige Archiv holt außergewöhnliche Frauen und Männer ins Rampenlicht – Persönlichkeiten, die rund um die Revolution von 1848 für Freiheit und Demokratie gekämpft und dabei, wie Zehntausende andere, vieles riskiert haben: ihre Heimat, ihre Freiheit, ihr Leben. Ihre Geschichten, größtenteils vergessen und doch so relevant, werden nun mit einem modernen Blick erzählt. Dabei versteht sich das Archiv nicht nur als eine museale Sammlung historischer Porträts. Die Absicht besteht darin, unsere demokratischen Wurzeln neu zu entdecken und den Funken von damals ins Heute zu tragen. Denn Demokratie lebt von den einzelnen Menschen, die sie mit Mut, Ideen und Überzeugung füllen – gestern, heute und morgen.

Zukünftig wird das Archiv neben historischen Dokumenten und Porträts eine Plattform für Diskurse über die Zukunft unserer Demokratie bieten. Hier soll die Gedankenwelt der Vormärz-Intellektuellen auf die ersten mutigen Schritte der Parlamentarierinnen und Parlamentarier treffen. Damit wird das Archiv von einer Sammlung zum Werkzeug. Es will einladen, mitzumachen und mitzudenken.

Unerschrockene Kämpferinnen und Kämpfer für Demokratie

Von mutigen Vordenkerinnen wie Louise Otto-Peters bis hin zu Robert Blum, Kämpfer für die Freiheit, und den unbekannten Heldinnen und Helden der ersten Protestbewegungen: Das Archiv gibt ihnen eine Stimme und ein Gesicht – laut, lebendig und inspirierend. Zum Start sind es 33 Frauen und Männer. In Kooperation mit Universitäten, Bibliotheken und anderen Forschungsinstitutionen sowie einzelnen Expertinnen und Experten soll das offene Web-Archiv stetig erweitert werden.

Louise Otto-Peters (1824-1862) – Die Stimme der Frauenbewegung. Louise Otto-Peters, eine der bekanntesten Demokratinnen ihrer Zeit, setzte sich unerschütterlich für die Rechte der Frauen und die Freiheit der Presse ein. Als Begründerin der ersten Frauenzeitung Deutschlands schrieb sie gegen soziale Ungerechtigkeit und politische Unterdrückung an. Ihre Vision einer gleichberechtigten Gesellschaft bleibt bis heute eine der wichtigsten Inspirationen für die Demokratiebewegung.

Ludwig Simon (1819-1872) – Kämpfer für Demokratie mit Wort und Tat. Ludwig Simon, auch als Simon von Trier bekannt, war einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Demokratie während der Revolution von 1848. Als brillanter Redner kämpfte er mit Worten aber auch Taten für seine Überzeugungen. Er nahm aktiv an den Aufständen in Frankfurt und Baden teil und wurde nach deren Niederschlagung ins Exil gezwungen. In Abwesenheit wurde er symbolisch auf dem Hauptmarkt in Trier hingerichtet. Doch an seiner Haltung rüttelte das nicht: Bis zu seinem Lebensende blieb er ein unbeugsamer Demokrat, der für Freiheit und Gerechtigkeit einstand – ohne je um Gnade zu bitten.

Fanny Lewald (1811-1889) – Kämpferin für Bildung und Emanzipation. Fanny Lewald, eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts, kämpfte zeitlebens gegen gesellschaftliche Ungleichheit. Ob als Frau, Jüdin oder unverheiratete Intellektuelle – sie überwand die ihr gesetzten Grenzen und forderte lautstark Bildung und Emanzipation für Frauen. Als Verfasserin zahlreicher Artikel in Zeitungen und Feuilletons berichtete sie 1848 „live“ von den revolutionären Ereignissen und war eine der ersten Frauen in Deutschland, die den öffentlichen, gesellschaftspolitischen Diskurs prägten. Mit ihrem literarischen und politischen Engagement bleibt sie eine bedeutende Stimme für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit.

Christian Schüler (1798-1874) – Chronist und Vordenker der Demokratie. Christian Schüler war kein Rebell, aber ein leidenschaftlicher bürgerlicher Demokrat und einer der prägenden Köpfe der Frankfurter Nationalversammlung. Seine Parlamentsberichte boten eine kritische Innenansicht des ersten gesamtdeutschen Parlaments und sind bis heute eine wertvolle Quelle der Demokratiegeschichte. Als Jurist und Abgeordneter setzte er sich entschlossen für eine freiheitliche Verfassung ein. Der von ihm mitgestaltete Verfassungsentwurf von 1849 diente später als Inspiration für das Grundgesetz – ein Erbe, das die deutsche Demokratie bis heute prägt.

Das Web-Archiv früher deutscher Demokratinnen und Demokraten ist unter www.demokratisches-deutschland.de zu erreichen.