Online-Biografie stellt Otto von Bismarck und seine Zeit vor

Gastbeitrag der Otto-von-Bismarck-Stiftung für die AG Orte der Demokratiegeschichte

Ein Parlamentsgegner, der seine politische Karriere als Abgeordneter begann, ein Preuße, der maßgeblich half, den Traum vom deutschen Nationalstaat zu verwirklichen, ein Monarchist, der reichsweit das allgemeine und gleiche Männerwahlrecht einführte: Otto von Bismarck hat mit seiner ganzen politischen Widersprüchlichkeit die deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts mitgeprägt und das Land auf seinem langen Weg zur Demokratie beeinflusst und dabei mit seiner Geringschätzung des Parlamentarismus behindert.

Ab 1885 wurden 35.000 Polinnen und Polen, die die russische oder österreichische Staatsangehörigkeit besaßen, aus dem Königreich Preußen ausgewiesen. Etwa 10.000 von ihnen waren Jüdinnen und Juden.

Zahlreiche Facetten seiner Politik und Einblicke in sein Leben vermittelt die Bismarck-Biografie, die vor Kurzem von der Otto-von-Bismarck-Stiftung, eine der sieben Politikergedenkstiftungen des Bundes, online gestellt wurde. Sie ist nicht als Nachschlagewerk angelegt, die Beiträge und Quellen bieten vielmehr die Möglichkeit, sich inhaltlich in einzelne Themen zu vertiefen. Dabei ist es ein besonderes Anliegen, Bismarck mit seinen Leistungen und Fehlleistungen zu zeigen. Deshalb findet sich unter dem Menüpunkt „Politik“ beispielsweise nicht nur ein Beitrag zur Sozialgesetzgebung, sondern auch eine Übersicht über Bismarcks Kampf gegen den politischen Katholizismus, die Sozialdemokratie und die ethnischen Minderheiten.

Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871), Anton von Werner, Öl auf Leinwand, 1885

In einer sechsteiligen Chronik wird Bismarck zudem in seinen historischen Kontext gestellt und damit in einer Zeit gezeigt, die von technischen Erfindungen, naturwissenschaftlichen Entdeckungen und kulturellen Höhepunkten geprägt war: 1866 wurde zum Beispiel das erste dauerhafte transatlantische Telegraphenkabel verlegt, Jules Verne veröffentlichte 1873 seinen Roman „In 80 Tagen um die Welt“ und die Gebrüder Lumière veranstalteten 1895 die erste Filmvorführung. Eine Reisechronik vermittelt zusätzlich einen Eindruck von der privaten wie beruflichen Mobilität des Porträtierten, der bis nach Edinburgh, Biarritz und Moskau reiste.

Silvester im Hause Bismarck, Fotografie von Karl Hahn, Friedrichsruh, 31. Dezember 1891

Ein weiterer Menüpunkt ist der Erinnerung gewidmet. Der Bismarck-Mythos hatte sich schon zu Lebzeiten des ersten Reichskanzlers entwickelt und bald von seiner Person gelöst. Gezeigt wird diese Entwicklung bis in die Gegenwart, ein Beitrag ist daher der aktuellen Diskussion über das Bismarck-Denkmal in Hamburg gewidmet. Abgerundet wird die Website mit einem umfangreichen Quellenfundus mit Schriften, Briefen, Geschenken, Gemälden und Fotografien.

Das Team der Otto-von-Bismarck-Stiftung hat über ein Jahr lang an der Bismarck-Biografie gearbeitet, ein wissenschaftlicher Projektmitarbeiter sichtete dafür auch die umfangreichen Archivbestände. Die Bismarck-Biografie spiegelt den aktuellen Stand der Bismarck-Forschung und ist damit eine verlässliche Quelle für alle, die sich für Bismarck und die deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert interessieren.

www.bismarck-biografie.de

Bildquellen

  • Rugi pruskie, Gemälde von Wojciech Kossak: Sammlung des © Bezirksmuseums Toruń, mit freundlicher Genehmigung
  • Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871), Anton von Werner, Öl auf Leinwand, 1885: © Otto-von-Bismarck-Stiftung
  • Silvester im Hause Bismarck, Fotografie von Karl Hahn, Friedrichsruh, 31. Dezember 1891: © Otto-von-Bismarck-Stiftung
  • Titelbild: Otto von Bismarck, Druck nach einem Gemälde von Moritz Berendt (Ausschnitt), 1850: © Otto-von-Bismarck-Stiftung