Coburger Volksbefragung

Rathaus Coburg

In Coburg wurde 1920 zum ersten Mal in der deutschen Geschichte eine territoriale Neugliederung auf direktdemokratischer Basis vollzogen. Mit großer Mehrheit stimmten die BürgerInnen für die Zugehörigkeit zum Land Bayern. Im Rathaus erinnert im ersten Stock eine Gedenktafel an den Staatsvertrag.


Die Entscheidung für Bayern und gegen Thüringen hatte vielfache Gründe. Einerseits gab es 1919 auf dem Gebiet des heutigen Thüringens noch eine Vielzahl kleiner und kleinster Gebietsflecken, die erst im Begriff waren, sich zu einem gemeinsamen Land zu formen (was dann 1920 auch geschah); der gemeinsame Zusammenschluss mit den anderen thüringischen Fürstentümern war daher zu der Zeit noch sehr unsicher. Bayern war dagegen als gefestigtes Land in der Lage (und auch dazu bereit), konkrete Zusagen für den Fall eines Anschlusses an den größeren Nachbarn zu machen. Dazu kamen machtpolitische Erwägungen der Coburger Parteien und Politiker. Das Ergebnis fiel dann überaus eindeutig aus: Bei 75% Wahlbeteiligung sprachen sich 88% der Bevölkerung gegen den Zusammenschluss mit Thüringen aus, wodurch der Weg frei war für die Unterzeichnung eines Staatsvertrags mit Bayern.

Die Erinnerung an die Volksabstimmung hat lange Zeit eher nationale und politische Fragen ins Zentrum gerückt, so insbesondere dass dadurch Coburg nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die westlichen Besatzungszonen integriert wurde. Erst in jüngster Zeit kommt dagegen der direktdemokratische Charakter wieder stärker zum Vorschein. Im Rathaus von Coburg findet der Besucher im ersten Stock eine Gedenktafel, auf der einzelne Politiker für ihren Beitrag zum Anschluss an Bayern geehrt werden, ohne dass die Volksabstimmung erwähnt wird.

Adresse

Am Markt 1
96450 Coburg