Fruchthalle
Für eine kurze Zeit war Kaiserslautern im Mai/Juni 1849 Hauptstadt der Pfälzischen Revolution. Vorangegangen war die Ablehnung der Paulskirchenverfassung durch das Bayrische und Preußische Königshaus.
Viele Pfälzer sahen die Nationalversammlung als ein legal agierendes, durch Wahlen legitimiertes Parlament an. Die Ablehnung der Paulskirchenverfassung durch den preußischen und bayrischen König wurde folglich als Rechtsbruch wahrgenommen. In der sogenannten Reichsverfassungskampagne setzten sich die Pfälzer und Badener Demokraten, gemeinsam mit Freiheitsbewegungen aus anderen Fürsten- und Königtümern für eine freiheitliche Verfassung im ganzen deutschen Reich ein. In wachsenden Volks-, Lese-, Sänger-, Turner- und in demokratischen Vereinen sowie im Bayrischen Landtag wurde lebhaft diskutiert, ob die Paulskirchenverfassung von den Obrigkeiten überhaupt ernst genommen wird. Nachdem Bayern, wie Preußen zwei Tage vorher, am 23. April 1849 die Paulskirchenverfassung ablehnte, versammelten sich am 2. Mai 1849 ca. 10.000 Delegierte aus den politischen Vereinen aller Pfälzer Regionen in Kaiserslautern. Dazu gesellten sich viele Frauen, die sich auch noch trauten, mit abzustimmen, wie ein Beamter vor Ort festhielt. Am 17. Mai 1849 stimmten Delegierte aus der ganzen Pfalz darüber ab, ob sich die Pfalz von Bayern durch die Ausrufung einer Provisorischen Regierung loslösen sollte. Die öffentliche Abstimmung sprach sich mit 15:14 denkbar knapp für die Gründung einer pfälzischen Regierung aus. Nach nur wenigen Wochen mussten die Freischarenverbände der Pfälzer Republik vor der Übermacht der Preußen über den Rhein zu ihren Verbündeten in die Badische Republik flüchten.
Fast nichts erinnert in Kaiserslautern an die Hauptstadt der pfälzischen Demokratiebewegung im Jahre 1849. Lediglich an der Westseite der Fruchthalle ist in das Mauerwerk in ca. ein Meter Höhe – kaum erkennbar – eingraviert: “Hier tagte die Provisorische Regierung der Pfalz im Mai 1849“. Im Stadtmuseum Kaiserslautern gibt es einige Tafeln und Exponate, die auf die Ereignisse in Kaiserslautern im Jahre 1849 hinweisen.
In Zusammenarbeit mit: Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz und Thomas Handrich