LSBTIQ+ Erinnerungsort Düsseldorf
Ein seltsam klassisches Denkmal
Im Nationalsozialismus war Düsseldorf ein Zentrum der Schwulenverfolgung. Das neue Denkmal direkt am Rhein erinnert nicht nur an die Opfer dieser Zeit, sondern auch an die Emanzipierung der LSBTIQ+-Community. Die Aufstellung des Denkmals gelang aufgrund zivilgesellschaftlichen Drucks gegen politische Widerstände.
Seit dem 15. Oktober 2021 steht direkt am Rhein „Ein seltsam klassisches Denkmal“ des Kölner Künstlers Claus Richter. Mehr als 20 Jahre dauerte es, bis es seinen Platz im Regierungsviertel fand. Die Skulptur besteht aus vier Bronzestatuen, die ihre Hände kämpferisch in die Luft strecken. In ihrer Unterschiedlichkeit an Kleidung und ihrem nicht definierbaren Alter und Geschlecht repräsentieren sie Jahrhunderte der Schwulen- und Lesbenverfolgung, aber auch den erfolgreichen Kampf für Emanzipation und Rechte der LSBTIQ+-Bewegung.
Weltweit gibt es viele Denkmäler für die queeren Opfer des Nationalsozialismus. Die meisten von ihnen stehen bereits seit den 1980er Jahren. Als Verwaltungszentrum des „Dritten Reiches“ fiel Düsseldorf eine besondere Täterrolle zu. Immer wieder wurden Rufe nach einem Ort des Gedenkens aus der örtlichen Community laut. Dennoch tat man sich in der Stadtgesellschaft lange mit diesem Erbe schwer. Von einem ehemaligen Oberbürgermeister ist der Kommentar überliefert: „Wenn sie ein Denkmal wollen, sollen sie nach Köln gehen“, wo seit 1989 ein solcher Erinnerungsort existiert.
Erst 2018 gelang durch eine Kooperation aus zivilgesellschaftlichen Akteuren, der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und Vertretern der Community ein neuer Anlauf. Bei einem Werkstatttag konnten alle Interessierten ihre Wüsche, Hoffnungen und Forderungen in ein gemeinsames Papier gießen. Dieses diente dann der Kunstkommission der Landeshauptstadt als Grundlage zur Ausschreibung für ein Denkmal.
Aus den eingereichten Entwürfen wurde dann jener von Claus Richter ausgewählt. Der Prozess sorgte für Sichtbarkeit der Community über die Grenzen der Stadt hinaus und verbesserte die Kooperation zwischen den relevanten Akteuren. So ist es gelungen, einen Ort zu schaffen, der viel mehr ist als nur ein Ort der Erinnerung an die jahrhundertelange Verfolgung von Schwulen und Lesben in Deutschland. Die Plakette am Sockel des Denkmals, fasst diesen Anspruch nach Ansicht des Autors passend in Worte: „Dieser Ort ist den Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans* Menschen gewidmet, die Opfer von Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung in Düsseldorf wurden. Und all jenen, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt einstanden und einstehen“.
In Zusammenarbeit mit: Martin Bühren
zum Ort: LSBTIQ+ Erinnerungsort Düsseldorf