Medienzentrum Hanau / Bildarchiv

Wilhelmsbader Fest von 1832

Historische Kur- und Badeanlagen Hanau-Wilhelmsbad

Die ehemaligen Kur- und Badeanlagen wurden unter Erbprinz Wilhelm von Hessen, Graf zu Hanau ab 1777 erbaut – aus Geldern, die er für die Vermietung hessischer Soldaten an seinen Onkel, den englischen König, für den Einsatz im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg erzielte. Am 22. Juni 1832 fand hier nach dem Hambacher Fest eines der bedeutendsten politischen Volksfeste in Deutschland statt.


Ähnlich wie in St. Wendel oder in Volkach wurden von den Rednern auf dem Fest fortschrittliche Fürsten gelobt, reaktionäre Kräfte verachtet. Folgt man den detaillierten Aufzeichnungen des Hanauer Musiklehrers und Geschichtsforschers Johann Daniel Wilhelm Ziegler (1809-1878) kamen in den Kuranlagen Wilhelmsbad zwischen 8.000 und 10.000 Menschen zusammen, um den Freiheitsrechten Ausdruck zu verleihen. Hauptredner waren Karl Heinrich Brüggemann, Theodor Reh, Friedrich Wilhelm Schulz, Georg Fein und Wilhelm Sauerwein, der für sein „ABC-Buch der Freiheit für Landeskinder“ bekannt wurde.

Es hat sich eine Grafik von Andreas Daniel Kraus (Zeichnung, Kassel) und Wilhelm Kuhl (Lithografie, Hanau) erhalten, die damals von Makler Isaak Dittmar verkauft wurde: „Der Sieg des Bürgerthums oder der Kampf der neuen mit der alten Zeit“. Auf ihr werden die politischen Ziele des liberalen Bürgertums verdeutlicht. So kompliziert, dass der Verleger auf der Rückseite erläuterte:

Der als Lenker der Staaten und Völker dargestellte und personifizierte „Weltgeist“ führt mittelst der freien konstitutionellen „Verfassungen“ den politischen „Staatenwagen der 5 Großmächte Europas“ – trotz allem Sträuben und Zurückhalten der „Absolutisten und Aristokraten“ zum „Tempel des Heils und des Friedens“, dessen Säulen das „Gesetz“, die „Gerechtigkeit“ und ein wechselseitiges „Vertrauen zwischen Fürst und Volk“ sind, und der von oben geschirmt ist durch den „Dom des wahren Christenthums“, welches auf „Aufklärung“ und „Gewissensfreiheit“ beruht. Unaufhaltsam eilen die Rosse des Staatenwagens, geleitet von den „Zügeln der Schwurgerichte, Volksvertretungen, Pressfreiheit und Bürgerbewaffnung“, dem erhabenen Ziele näher, und damit der Wagen auf seiner aufwärts gehenden Bahn nicht wieder zurückrolle in das hinter ihm liegende Grauen eines verfinsterten Zeitalters, – wo nur die drückenden Formen des „Feudalismus" der „Zwinger der Inquisition“, die „Geisel des Despotismus“, und das „Erz der rohen Gewalt“ die Völker beherrschte und zu Boden schlug – wälzt der „Genius der Freiheit" (unser Zeitgeist) durch seine gefeierten Organe (v. Rotteck, Jordan, Welker und von Raumer) 4 gewaltige Steine hinter die Räder. – Es ist der Kampf des Lichtes, der Wahrheit und der Vernunft, mit den Mächten der Finsternis, der Tyranney und des Despotismus, woraus endlich der Sieg des Bürgerthums, der Freiheit und des Rechtes – das Glück der Fürsten und Völker – hervorgeht, dessen Triumpf in den lichten Wolken des Himmels erwartet und gefeiert wird, durch die verklärenden Heroen der Vorzeit die glanzumstrahlten Namen eines Julius Cäsar, Marcus Aurelius, Carls des Grossen, Heinrich des Vogelers, Maximilian I., Martin Luther und Joseph II.

Unmittelbaren blieb das Fest ohne großen Erfolg. Die kurhessische Verfassung von 1831 - eine der liberalsten Verfassungen in Europa zu ihrer Zeit - wurde bereits im Laufe des Jahres 1832 von Friedrich Wilhelm (Prinzregent von 1831 bis 1847, danach Kurfürst) weitgehend ausgehebelt. Bis zur Revolution, zur ersten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche und auch der Gründung des Deutschen Turnerbundes in Hanau, sollte es noch bis 1848 dauern.

Die Gebäudereihe mit zahlreichen Attraktionen im englischen Landschaftspark (Burgruine, Karussell, Eremitage, Scheunentheater) ist nahezu unverändert erhalten und steht in Verwaltung der Schlösser und Gärten Hessen. Im Arkadenbau ist das Hessische Puppen- und Spielzeugmuseum untergebracht.

In Zusammenarbeit mit: Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau, M. Hoppe

Adresse

Parkpromenade
63454 Hanau

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Das Wilhemsbader Fest ist Teil des Netzwerkprojekts "Geist der Freiheit" der KulturRegion Frankfurt RheinMain.