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Archiv Bürgerbewegung Leipzig

Haus der Demokratie Leipzig

Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL) sammelt Zeugnisse der DDR-Opposition, Bürgerbewegung und der neuen demokratischen Strukturen ab 1989/90. Es archiviert und sichert diese Dokumente zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und historischen Bildung.


Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. wurde 1991 von Mitgliedern kirchlicher Basisgruppen und Oppositionsbewegungen der DDR gegründet. Der Verein setzt sich dafür ein, all jenen eine Stimme und ein Gesicht zu geben, die Widerstand leisteten, die widersprachen, die in die Opposition gingen, die sich verweigerten, die in den 40 Jahren DDR das Land verließen - egal ob durch Flucht oder Ausreise - und damit das Fundament dieser Diktatur untergruben und diese letztendlich mit zum Einsturz brachten. Diese Menschen wollten teilhaben am politischen Willensbildungsprozess und bei der Gestaltung eines demokratischen Staates. Viele von ihnen wurden zu Opfern der Gewaltherrschaft.

Die Wurzeln des Vereins liegen bereits in den Jahren 1987/88. Was 1988 mit dem Versuch begann, in Leipzig analog zur Berliner Umweltbibliothek ein Kommunikationszentrum für die Leipziger Oppositionsgruppen zu etablieren, mündete 1991 in der Gründung des Vereins. Für dieses Kommunikationszentrum stellte die Leipziger Markusgemeinde mit Pfarrer Rolf-Michael Turek an der Spitze ihre "Gemeindebibliothek" als "Umweltbibliothek" einige Stunden pro Woche zur Verfügung. Dort konnten u. a. die Publikationen der politisch-alternativen Gruppen eingesehen werden. Nach den Festnahmen am Rande einer Montagsdemonstration am 11. September 1989 wurden ganz gezielt Flyer, Erinnerungsprotokolle von Augenzeug*innen oder auch die Anzahl der Demonstrationsteilnehmer*innen und ähnliche Unterlagen und Daten gesammelt.

Mehrere zehntausend Dokumente bezeugen Repression in den 1950er Jahren, Zivilcourage, Widerstand, alternative Musik- und Jugendkulturen, die ersten Artikulierungen des politischen Protestes, Ursachen und Verlauf der Friedlichen Revolution bis hin zu den neuen demokratischen Strukturen ab 1989/1990 und den Transformationsprozess. Eine Präsenzbibliothek, ein umfangreiches Presse-, Foto-, Ton- und Videoarchiv, eine Plakatsammlung, mehr als einhundert audiovisuelle Zeitzeug*inneninterviews, hunderte Zeitungen und Zeitschriften sowie ein umfangreicher Samisdatbestand ergänzen diese Sammlung. Ein Teil der Fotosammlung ist über die Onlinerecherche in der Datenbank des Arbeitskreises der Archive zu Widerstand und Opposition in Sachsen zugänglich.

Neben seiner Arbeit als Archiv versteht sich das ABL als Aufarbeitungsinitiative. In dieser Eigenschaft tritt es über die enge Begrenzung eines reinen Archives hinaus und nutzt seine eigenen Ressourcen für die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und beteiligt sich so am erinnerungskulturellen Diskurs. Das ABL bietet als außerschulischer Lernort die Möglichkeit, anhand von Originalquellen forschend-entdeckend lernen zu können. Seit Anfang 2024 steht die digitale Lernplattform www.dieanderejugend.de mit interaktiven und multimedialen Lernmodulen für die historisch-politische Bildungsarbeit zur Verfügung. Wanderausstellungen aus dem Archiv werden in Schulen, Universitäten, Bildungseinrichtungen, Museen, kulturellen Institutionen, Gedenkstätten, Behörden und an vielen anderen Orten in ganz Deutschland gezeigt.


zum Ort: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Adresse

Bernhard-Göring-Straße 152
04277 Leipzig