Bürger- und Bauernmuseum im Schlosspark Hilzingen
Schlechte Ernten und hohe Steuern erzeugten Unzufriedenheit und Protest. Die Obrigkeit beschloss kurzerhand, die Versammlungen einfach zu verbieten. Doch die Bauern scherten sich nicht drum. Wie gute Staatsbürger wählten sie Abgeordnete, die mit der Obrigkeit eine Lösung aushandelten. Doch leider meinte es der Verhandlungspartner nicht ehrlich.
Im Jahr 1524 war die Ernte schlecht. Um einen Krieg in Italien zu finanzieren, erhöhte die Obrigkeit die Steuern. Da nun von einer ohnehin schon kleinen Ernte ein noch größerer Teil abzugeben war, machte sich im Hegau Unzufriedenheit breit. Die Landbewohner verabredeten sie, sich auf der Hilzinger Kirchweih zu treffen und gemeinsam gegen die ungerechte Belastung zu protestieren. In den Augen der Herren war dies eine Verschwörung gegen das geltende Recht. Sie verboten daher im ganzen Hegau, eine Kirchweih abzuhalten. Sie ließen die Wege durch ihre Kriegsknechte blockieren und verboten, die Sturmglocken zu läuten. Die Sturmglocken waren damals das wichtigste Versammlungssignal. Läutete diese Glocke, so hieß es: nehmt Eure Waffen und versammelt Euch. Aber die Hegau-Bauern hatten Courage: sie läuteten die Sturmglocken am Morgen des 2. Oktober – und die Menschen griffen nach ihren Waffen und machten sich auf den Weg. Über 800 bewaffnete und unzufriedene Bauern versammelten sich so bei der Hilzinger Kirchweih.
Und jetzt? Auf zum nächsten Kloster? Zur nächsten Burg? Nein, jetzt wurde diskutiert, was zu tun wäre. Dann wurden Abgeordnete gewählt. Wie man das von der dörflichen Selbstverwaltung so gewohnt war. Besonnen, friedliebend und demokratisch. Keine Spur von einem tumben oder gewalttätigen Haufen. Und sie verschworen sich zu einer „Eidgenossenschaft“. Das heißt, sie schworen, sich gegenseitig Beistand zu leisten. „Wir wollen einander gut Schweizer sein“ sagten sie wörtlich, denn in der Schweiz sahen sie ein Vorbild. Dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg, um weitere Unterstützer und Mitstreiter zu finden. Zunächst zogen sie nach Weiterdingen und schließlich, vier Tage später, am 6. Oktober, trafen sie in Riedheim ein. Dort trafen sie auf den Bürgermeister der Stadt Überlingen. Er überzeugte den Hegauer Haufen schließlich, die Sache vor ein Gericht zu bringen. Das sollte entscheiden, ob die Steuern rechtmäßig seien. Bis dahin sollte niemand verfolgt werden und auch keine Unruhe mehr von dem Hegauer Haufen ausgehen. Das wurde im „Riedheimer Anlass“ von beiden Seiten feierlich unterschrieben. Bis dahin wäre alles einvernehmlich und gütlich beizulegen gewesen. Aber das funktioniert natürlich nur, wenn das Gericht unparteiisch ist. Was die Hegau-Bauern nicht wussten, als sie den Riedheimer Vertrag unterschrieben: Der Bürgermeister aus Überlingen kannte den Richter gut.
Das Bürger- und Bauernkriegsmuseum im Schlosspark Hilzingen rekonstruiert die dramatischen Ereignisse von 1524/1525, das Ringen der Bauern um Recht und Freiheit und die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit in szenischen Bildern.