Zum Wartburgfest von 1817 zogen knapp 500 Studenten aus ganz Deutschland hierher, um für die Einheit Deutschlands und eine gemeinsame Verfassung mit garantierten Grundrechten zu demonstrieren. Hier manifestierte sich zum ersten Mal der bürgerliche Wille zum einheitlichen und freien Nationalstaat.
Durch das Wartburgfest von 1817 ist die Feste zu einem Ort der Demokratiegeschichte geworden. Viele Studenten hatten als Freiwillige in den Befreiungskriegen gekämpft und waren im Streben nach einem geeinten Deutschland verbunden. Als auf dem Wiener Kongress von 1814/1815 jedoch die alten monarchischen Verhältnisse und die mannigfachen, teilenden Landesgrenzen wiederhergestellt worden waren, wurde diese Hoffnung enttäuscht. Unter vielen Landesherren, die ihrem Volk eine Verfassung versprochen hatten, war Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach der erste, der dieses Versprechen in die Tat umsetzte. Er stimmte auch der Festveranstaltung zu, die am 17. und 18. Oktober 1817 im Zeichen von dreihundert Jahren Reformation und dem vierten Jahrestag der siegreichen Völkerschlacht bei Leipzig auf der Wartburg und in Eisenach begangen wurde. Euphorisch und von den Eisenacher Bürgern unterstützt, feierten die Studenten mit patriotischen Reden, gemeinsamem Singen freiheitsbetonender Lieder, mit Gottesdienst und studentischer Geselligkeit.
Aus heutiger Sicht erscheinen zahlreiche Aspekte des Wartburgfestes kritikwürdig, wobei sich diese Kritik bisweilen mehr auf die Rezeption bezieht als auf das ursprüngliche Fest. Die euphorische Unterstützung für einen freiheitlichen Einheitsstaat vermischte sich mit aggressivem Hass gegen Frankreich, den Staat, gegen den viele der Teilnehmer noch vor wenigen Jahren in den Freicorps gekämpft hatten. Die Kritik an der alten obrigkeitsstaatlichen Ordnung ging häufig auch mit judenfeindlichen Äußerungen einher, was unterstreicht wie fragil die Linie zwischen der integrierenden Kraft des demokratischen Gedankens und dem Ausschluss des "Anderen" auch damals schon gewesen ist. Insbesondere die "Bücherverbrennung" auf dem nahe gelegenen Wartenberg ist Gegenstand der Kritik. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Teil des offiziellen Programms und es wurden auch keine echten Bücher verbrannt, sondern Symbole des autoritären Obrigkeitsstaats, darunter Altpapierballen, die mit den Titeln von (wirklich oder vermeintlich) freiheitsfeindlichen Werken beschriftet waren. Die Brisanz des Wartburgfestes zeigt sich dagegen in den zeitgenössischen Reaktionen des Obrigkeitsstaates. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen vermutete hinter dem Fest einen Aufruf zum Aufstand gegen die Monarchie und wollte gleich alle studentischen Verbindungen verbieten lassen. Die gefühlte Bedrohung des Obrigkeitsstaats durch freiheitliche Bewegungen äußerte sich nur zwei Jahre später in der Zensur der Karlsbader Beschlüsse.
Bei einem Besuch auf der Wartburg wandelt man auf den Spuren des Wartburgfestes von 1817, das auf der Burg selbst wenig bleibende Spuren hinterlassen hat, wie auch aller anderen Ereignisse der Wartburggeschichte.
zum Ort: Wartburg-Stiftung