Seit 1881 tagte der Landtag des Herzogtums Sachsen-Meiningen in der heutigen Sachsenstraße. Im März 1919 wurden erstmals alle seine Abgeordneten demokratisch gewählt.
Der vormals rein ständische Landtag des Herzogtums Sachsen-Meiningen wurde seit der Wahlrechtsreform von 1873 zumindest zum Teil demokratisch gewählt. 16 der 24 Abgeordneten wurden in allgemeinen Wahlen bestimmt, je vier waren für die vermögenden Grundbesitzer und die personellen Steuerzahler reserviert. Er tagte zu dieser Zeit zumeist im Landschaftshaus am Markt von Meiningen, das aber im September 1874 einem großen Stadtbrand zum Opfer fiel. In den nächsten sechs Jahren musste der Landtag mit Ausweichquartieren vorliebnehmen. Diese fanden sich im Schützenhaus (heute Volkshaus, Landsberger Straße 1) und im Atelier Reich in der Ernestiner Straße. 1879 bis 1881 entstand ein prunkvoller Neubau (früher Eleonorenstraße 3, heute Sachsenstraße 9), der dem Parlament längerfristig eine Bleibe bot.
Mit den Sitzungsorten wandelte sich auch die Zusammensetzung des Landtags langsam – die Ende des 19. Jahrhundert noch isolierten Sozialdemokraten rückten 1909 zur stärksten Fraktion auf. Da die 1915 anstehende Wahl infolge des Ersten Weltkriegs ausfiel, blieb dieser Landtag mehr als neun Jahre bestehen.
Während der Revolutionstage 1918 tagte der „herzogliche“ Landtag bis zum 30. Dezember fort. In Kooperation zwischen Sozialdemokraten und Linksliberalen gelang es, einen konfliktarmen Übergang zu moderieren, und dabei unter anderem einem demokratischen Wahlrecht und der Übernahme der Legislative durch den Landtag Gesetzeskraft zu verleihen. Die Neuwahlen am 9. März 1919 bestätigten die Führungsrolle der SPD, die trotz absoluter Mehrheit an der Koalition mit den Liberalen der DDP festhielt. Neben der Bewältigung dringender Tagesaufgaben zeichnete sich die Frage nach der Vereinigung der thüringischen Kleinstaaten zu einem Land als zentrales Thema ab. Meiningen stimmte dem Gemeinschaftsvertrag über den Zusammenschluss erst zu, nachdem man die im Dezember 1919 geforderten Garantien über den Schutz bedeutender Einrichtungen der Verwaltung, Kultur, Bildung und Wirtschaft erhalten hatte. Nach der Gründung des Landes Thüringen am 1. Mai 1920 verlor der Landtag von Sachsen-Meiningen rasch an Bedeutung und galt nur noch als Gebietsvertretung. Er trat das letzte Mal am 24. März 1923 zusammen. Danach diente das Landtagsgebäude in der Sachsenstraße unter anderem als Sitz des Kataster- und Eichamtes und war lange Jahre Postgebäude. Das denkmalgeschützte Haus ist heute in Privatbesitz.
In Zusammenarbeit mit: GEDG / M. Bartuschka