Seit dem Westfälischen Frieden (1648) war Landau mit kurzen Unterbrechungen als Exklave in das Königreich Frankreich eingegliedert. Daher fanden auch die Umwälzungen der Französischen Revolution unmittelbar im politischen und gesellschaftlichen Alltag in Landau Widerhall.
Landau war die erste Stadt im heutigen Deutschland die ein Friedensgericht besaß. Parallel zu Mainz versuchte der Landauer Jakobinerclub als „Gesellschaft der Freunde der Verfassung“ das politische Leben in der Stadt und in der umliegenden Region neu zu gestalten. Erstmals war es in der Geschichte Deutschlands möglich, in Landau das öffentliche Leben selbständig ohne Gottheit, König oder Fürst in die Hand zu nehmen. Mit dem Volk und für das Volk Veränderungen zu bewirken, das war der radikaldemokratische Anspruch der Jakobiner. Auch in der Bewegung um das Hambacher Fest von 1832 spielte Landau eine wichtige Rolle. In der militärisch abgesicherten Vauban-Festungsstadt sollten die Hauptverantwortlichen des Hambacher Festes im „Hotel Schwan“ auf Wunsch der bayrischen Obrigkeit für ihre „Aufreizung zum Umsturz der bayrischen Staatsregierung und der königlichen Autorität“ verurteilt werden. Er endete mit dem Freispruch für alle anwesenden Angeklagten. In der Zeit der Pfälzer Revolution im Mai/Juni 1849 wurde die Festungsstadt von Einheiten der pfälzischen Freischärler-Armee unter Führung des Oberst Ludwig Blenker vergeblich belagert.
Im Stadtarchiv befinden sich die editierten Originale der Sitzungsprotokolle des Jakobinerclubs. Im Museum für Stadtgeschichte werden die demokratiegeschichtlichen Aspekte, die Französische Revolution und die Demokratiebewegung im 19. Jahrhundert und ihre Auswirkungen auf die Landauer Sozialgeschichte in Medienstationen thematisiert. Die meisten historischen Plätze und Häuser der Demokratiebewegung gibt es heute noch. An einigen Original- oder Nachfolgebauten befinden sich Erinnerungstafeln bedeutender Landauer Demokraten. In Nussdorf erinnern einzigartige Haustafeln daran, dass mit der Französischen Revolution auch ganz konkret eine neue Zeitrechnung anbrach: Auf den Inschriften zur Straßenseite stehen der Name des Erbauers des Hauses und der Name dessen Ehefrau, gefolgt vom Jahr der Erbauung in beiden Zeitrechnungen, also z. B. „im 9. Jahr der Fr. Rep. alten Stiels 1801“.
In Zusammenarbeit mit: Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz und Thomas Handrich
zum Ort: Stadt Landau in der Pfalz