Burg und Schloss Allstedt
Der Reformator Thomas Müntzer hielt 1524 seine berühmte Fürstenpredigt auf Burg und Schloss Allstedt. Darin räumt er erstmals dem "gemeinen Mann" ein Widerstandsrecht gegen die Obrigkeit ein - und schafft so Voraussetzungen für den Übergang vom unmündigen Untertan zum selbstbestimmten Menschen.
Müntzer forderte in seiner Predigt Herzog Johann den Beständigen und dessen Sohn Johann Friedrich dazu auf, sich der auserwählten christlichen Gemeinschaft angesichts der nahenden Apokalypse anzuschließen. In erster Linie prangerte er die Willkür der weltlichen und geistlichen Obrigkeit und deren Reformunwilligkeit an. Müntzers Ideen kommen zwar einer Theokratie nahe, doch in der Predigt wird dem Untertan, dem „gemeinen Mann“, erstmals ein Widerstandsrecht eingeräumt. Einige Historikerinnen und Historiker attestieren daher der Predigt einen Umbruchcharakter in der Geistesgeschichte: Vom unmündigen Untertan zum selbstbestimmten Menschen. Die als Schwellenpredigt vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit deklarierte Fürstenpredigt kann daher als ein Markstein für die Entwicklung demokratischer Gedanken angesehen werden.
Der authentische Ort dieses herausragenden Ereignisses, die von Kurfürst Friedrich dem Weisen erbaute Hofstube, ist heute noch in der Kernburg der Burg- und Schlossanlage zu besichtigen und bildet mit der angrenzenden spätmittelalterlichen Burgküche, die zu den größten in Europa gehört, ein baugeschichtliches Zeugnis von europäischem Rang. Schloss und Burg werden derzeit aufwendig saniert und restauriert, sind aber weiterhin zu besichtigen. Die Dauerausstellung „1523 – Thomas Müntzer. Ein Knecht Gottes“ widmet sich dem Theologen Müntzer, der mit seinen Drucken und Schriften nachhaltig das Reformationsgeschehen beeinflusste. Auch seine Rolle im Bauernkrieg wird dabei thematisiert.
zum Ort: Stadt Allstedt