Stadtmuseum Iserlohn

Zeughaus Iserlohn

Die Stürmung des Zeughauses Iserlohn 1849 gilt als Höhepunkt der sogenannten Maiaufstände in Westfalen. Bürger und bewaffnete Truppen rebellierten gegen die Aufhebung der Frankfurter Nationalversammlung. Heute vermittelt das Stadtmuseum in dem barocken Gebäude die Geschichte Iserlohns.


Das Zeughaus Iserlohn wurde 1726 ursprünglich als Wohnhaus gebaut und genutzt, bis die Erben der Kaufmannsfamilie Cappel es im Jahr 1819 an die preußische Regierung verkauften. In Iserlohn stationierte Preußische Landwehrmänner verwandten das spätbarocke Gebäude als Waffenkammer. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung „Zeughaus“.

In Westfalen gab es während der Revolution 1848/49 eine Reihe politisch motivierter Bewegungen, ausgelöst durch die Aufhebung der Nationalversammlung und das eigenmächtige Einsetzen einer Verfassung durch König Friedrich Wilhelm IV. Als dieser im April 1849 die Kaiserwürde, angeboten von der Nationalversammlung in Frankfurt, verweigerte, spitzte sich die Lage zu. Die Landwehrtruppen in Westfalen befürchteten, gegen Revolutionäre in Baden eingesetzt zu werden, die eine demokratische deutsche Republik anstrebten. Am 10. Mai 1849 meuterten in Hagen 1500 Landwehrmänner. 400 von ihnen zogen nach Iserlohn. Gemeinsam mit unzufriedenen Iserlohner Bürgern und weiterer Unterstützung aus der Umgebung stürmten sie das Zeughaus und gründeten unter der Leitung des als gemäßigt geltenden Rechtsanwaltes Carl Schuchart (1806-1869) einen Sicherheitsausschuss. Die preußische Regierung erklärten sie für abgesetzt. Noch am gleichen Tag schickten die Aufständischen eine Abordnung nach Münster, um dem Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Eduard Flottwell (1786-1865), ihre Forderungen nach Anerkennung der Reichsverfassung, Zurücknahme des Einberufungsbefehls, kein Einsatz von Militär gegen die Stadt und Straferlass für die Aufständischen zu überbringen.

Dieser Akt der Selbstermächtigung gilt als Höhepunkt der sogenannten Maiaufstände in Westfalen. Die erwartete Unterstützung blieb aus und am 17. Mai 1849 nahmen preußische Truppen die Stadt ein. Nachdem ihr Bataillonskommandeur aus dem Hinterhalt erschossen worden war, richteten sie ein Massaker unter Aufständischen und Zivilisten an. Die Anführer des Iserlohner Aufstands, Caspar Butz und Dr. Friedrich Wilhelm Grevel, beide aus Hagen, sowie Karl Post aus Eilpe bei Hagen gingen in die Emigration. Ein Denkmal auf dem Friedhof in Iserlohn erinnert heute an die über 100 Toten. Die Westfälischen Landwehrverbände wurden anschließend zur Niederschlagung der Revolution in Baden eingesetzt.

Im Jahr 1891 kaufte die Stadt Iserlohn das Zeughaus und nutzte es bis 1936 als Sparkasse und Verwaltungsgebäude. In der NS-Zeit wurde es zum „Haus der Heimat“, aus dem nach Ende des Zweiten Weltkriegs das Heimatmuseum, das Stadtarchiv und die Volksbücherei erhalten blieben. Seit 1987 beherbergt das ehemalige Zeughaus das Stadtmuseum Iserlohn. Auf drei Etagen wird dort die bewegte Geschichte der Stadt erzählt. Mehr über den Iserlohner Aufstand von 1849 lässt sich zum Beispiel am „erstochenen Gemälde“ erfahren. Es zeigt Carl Schuchart, den die preußischen Truppen für den Anführer des Aufstandes hielten. Auf der Suche nach ihm verwüsteten sie sein Wohnhaus. Weil sie Carl Schuchart nicht in Person antrafen, nahmen sie stattdessen sein Porträt von der Wand und trugen es aufgespießt auf ein Bajonett durch die Straßen Iserlohns. Die Nachfahren Schucharts überließen das Gemälde 2018 dem Stadtmuseum Iserlohn. Dort hat es heute einen Platz in der Dauerausstellung, und der Riss, der durch das preußische Bajonett entstanden ist, erinnert wie eine Narbe im Gesicht von Carl Schuchart an den Iserlohner Aufstand.

In Zusammenarbeit mit: Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, P. Henkel


zum Ort: Städtische Museen Iserlohn

Adresse

Fritz-Kühn-Platz 1
58636 Iserlohn