Landtag Sachsen-Anhalt, CC_BY-SA_4.0

Stadtschützenhaus

Halle (Saale)

Von 1946 bis 1947 tagte der gewählte Landtag unter sowjetischer Besatzung in seinem provisorischen Domizil in der Franckestraße.


Im Stadtschützenhaus zu Halle trat am 18. November 1946 der gewählte Landtag der Provinz Sachsen zusammen. Ihm gehörten 109 Abgeordnete an. Das Gebäude war bis 1947 provisorischer Tagungsort des Landtages, da das künftige Parlamentsgebäude in der Merseburger Straße 18 noch umgebaut wurde. Die sowjetische Besatzungsmacht hatte mit der Bildung der Provinz Sachsen den von Erhard Hübener 1929 entwickelten Plan zur Gründung eines Landes Sachsen-Anhalt faktisch realisiert. Am 3. Dezember 1946 beschloss der Landtag den Namen Provinz Sachsen-Anhalt. 1947 wurde die Bezeichnung „Provinz“ in „Land“ Sachsen-Anhalt umgewandelt.

Die Landtagswahl vom 20. Oktober 1946 hatte insgesamt wesentliche Züge einer demokratischen Wahl. Trotz aller Wahlbeeinflussung und Begünstigung der SED durch die Besatzungsmacht hatte jeder wahlberechtigte Bürger an jedem Ort der "Provinz Sachsen" die Möglichkeit, frei und geheim zu wählen. Dies hatte zur Folge, dass die SED statt des erwarteten klaren Sieges, gemessen an ihrem Anspruch, eine Wahlniederlage erlitt und LDP und CDU zusammen eine Mehrheit im Landtag erreichten. Das Wahlergebnis und die Zusammensetzung des Landtages hatten zunächst Hoffnungen auf eine demokratische und föderale Entwicklung der Verhältnisse in Sachsen-Anhalt geweckt. Bekannte demokratische Politiker der Weimarer Republik waren als Abgeordnete in den Landtag gewählt worden. Auch in der Provinzialregierung, die in der zweiten Sitzung des Landtages gewählt wurde, und in anderen hohen Verwaltungsämtern wie den Bezirksverwaltungen waren bekannte und vertraute demokratische Persönlichkeiten vertreten. Am 10. Januar 1947 hatte der Landtag eine Landesverfassung verabschiedet, die eindeutig demokratische Züge trug. Der Verfassung lagen Entwürfe der SED und der CDU zugrunde. Der verabschiedete Text wurde von allen Parteien gebilligt. Die Verfassung wurde aber nicht zur Grundlage für eine demokratische Entwicklung, denn mit der massiven Hilfe der Besatzungsmacht wurden die demokratischen Bestimmungen ausgehöhlt, wurden Demokraten verfolgt und eingeschüchtert.

Heute ist in dem Gebäude ein Kongress- und Kulturzentrum.

 


zum Ort: DORMERO Kongress- & Kulturzentrum Halle

Adresse

Franckestraße 1
06110 Halle (Saale)

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Das Stadtschützenhaus Halle wird detailliert beschrieben im Projekt Historische Landtagsgebäude von Sachsen-Anhalt, zusammengestellt vom Landtag Sachsen-Anhalt.