Guido Schiefer, LVR

LVR-Landeshaus Köln

Das LVR-Landeshaus am Deutzer Rheinufer in Köln ist der zentrale Ort der regionalen Selbstverwaltung im rheinischen Landesteil Nordrhein-Westfalens. Gebaut zwischen 1956 und 1959, ist es Sitz der Zentralverwaltung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und Versammlungsort der Landschaftsversammlung Rheinland sowie ihrer Ausschüsse.


Der Landschaftsverband Rheinland (wie sein Pendant für Westfalen und Lippe, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe) wurde am 12. Mai 1953 durch die Verabschiedung der Landschaftsverbandsordnung im Rahmen der „inneren“ Landesgründung des jungen Landes Nordrhein-Westfalen geschaffen. Er steht in der Tradition des preußischen Provinzialverbandes (1887-1946) und übernahm im Wesentlichen dessen Aufgabengebiete. Sein Verbandsgebiet bilden die kreisfreien Städte und Kreise in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln sowie die StädteRegion Aachen. Als höherer Kommunalverband nimmt der LVR Selbstverwaltungsaufgaben in den Bereichen Soziales, Jugend, Psychiatrie, Schule und Kultur wahr, die über die Grenzen der einzelnen Gebietskörperschaften hinausreichen. Zudem trägt der LVR mit seinem Wirken zum Erhalt des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei und stärkt durch seine politische Legitimation wie seine Vermittlungsarbeit zugleich die Demokratie an ihrer Wurzel. In der auch als „Rheinischer Rat“ bezeichneten Landschaftsversammlung vollzieht sich die demokratische Willensbildung und Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger. Deren Mitglieder werden entsprechend der Wahlergebnisse der Kommunalwahlen von den Kreistagen der Kreise und Räten der kreisfreien Städte gewählt und in die Landschaftsversammlung entsandt.

Der LVR hatte nach seiner Gründung seinen Sitz zunächst in Düsseldorf, musste sich jedoch das Ständehaus und das Landeshaus am Bilker Hafen (heute Mannesmannufer) mit Landtag bzw. Landesregierung teilen. Von Beginn an warb eine einflussreiche Gruppe, darunter die Kölner Stadtspitze, der LVR-Direktor sowie einzelne Mitglieder der Landschaftsversammlung für den Umzug nach Köln. Nach langen Diskussionen und juristischen Auseinandersetzungen folgte die Mehrheit der Mitglieder der Landschaftsversammlung den Argumenten der Umzugsbefürworter. Mit Beschluss vom 27. März 1956 bestätigten sie endgültig die Entscheidung vom 3. November 1954 für den Ortswechsel. Der neue Standort in Köln versprach wegen seiner attraktiven Lage eine höhere öffentliche Sichtbarkeit des LVR, eine stärkere Abgrenzung gegenüber dem Land und damit eine Akzentuierung der kommunalen und landschaftlichen Selbstverwaltung sowie eine Befreiung aus dem provisorischen Zustand in Düsseldorf. Das kriegszerstörte Grundstück, auf dem sich das 1926 bis 1928 errichtete Haus der Rheinischen Heimat befunden hatte, stellte die Stadt Köln als Baugrund kostenlos zur Verfügung.

Das von der jungen Essener Architektengemeinschaft Eckhardt Schulze-Fielitz, Ulrich S. von Altenstadt und Ernst Rudloff konzipierte Bauwerk überzeugte durch den eindeutig zeitgenössischen, am Neuen Bauen und dem Spätwerk Mies van der Rohes (Lake Shore Drive 860-880, Chicago) orientierten Baustil. Es stellte einen zurückhaltenden Kontrast zur Kölner Altstadtkulisse dar und liegt eingebettet in die Uferlandschaft am Rhein. Das Gebäude trug den Erfordernissen einer modernen Verwaltung genauso Rechnung wie dem Bedürfnis nach baulicher Eigenständigkeit und Pflege der Selbstverwaltung. Der Stahlbetonbau in Skelettbauweise besitzt eine Fassade aus Aluminium und Glas, die Transparenz und Sachlichkeit ausstrahlt.

Das LVR-Landeshaus steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Es wurde zwischen 1997 und 1999 umfangreich saniert. In der Umgebung des Symbols rheinischer Zusammengehörigkeit und demokratischer Identität entstanden weitere Liegenschaften des LVR. Das Gebäude und sein Standort drücken bis heute aus, dass kommunale und landschaftliche Selbstverwaltung modern ist und einen prominenten Platz im demokratischen Gemeinwesen genießt. Zentralverwaltung und Landschaftsversammlung teilen sich das Gebäude. Wie in den Kommunen die Rathäuser steht das LVR-Landeshaus für die Einheit von Politik und Verwaltung im LVR, und gleichsam für das Miteinander von Hauptamt und Ehrenamt.


zum Ort: Landschaftsverband Rheinland

Adresse

Kennedy-Ufer 2
50679 Köln

Mehr zum Thema

Udo Mainzer, Das Landeshaus in Köln (Rheinische Kunststätten, Heft 475), Köln 2003. Art. „LVR-Landeshaus am Kennedy-Ufer in Deutz”, KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital, abgerufen am 3.9.2025.