Bundesarchiv, Bild 183-R74100 // Ullstein bild

und Max Weber

Marianne und Max Weber wurden bereits von Zeitgenossen als einflussreiche liberale Intellektuelle wahrgenommen. Während der Soziologe Max Weber grundlegende Arbeiten zum politischen Verständnis und den Theorien von Herrschaft und Staat vorlegte und sich für eine bürgerlich-liberale Demokratisierung einsetzte, engagierte sich Marianne Weber als Publizistin, Politikerin und Frauenrechtlerin.


Max Weber studierte unter anderem in Heidelberg und Göttingen Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten verband er die Analyse aktueller politischer Herausforderungen mit kulturvergleichenden, historischen Erörterungen. Als aufstrebender junger Wissenschaftler lernte er in seinem Elternhaus die mit ihm verwandte Marianne Schnitger näher kennen, als sie in Berlin die „Damenklasse“ eines Kunstmalers besuchte. 1893 heirateten beide. Während Max Weber auf Professuren in Freiburg und Heidelberg berufen wurde, nutzte Marianne Weber die universitäre Umgebung, um nationalökonomische und philosophische Vorlesungen zu besuchen. Allerdings war ihr das nur als Gasthörerin möglich, da Frauen zu dieser Zeit im Kaiserreich das reguläre Studium verwehrt war. Die Doktorwürde erlangte sie schließlich 1922 ehrenhalber; da hatte sie sich längst auch als wissenschaftliche Autorin profiliert. Insbesondere setzte sich Marianne Weber für die bürgerliche Frauenbewegung ein und wurde auch darin von ihrem Ehemann unterstützt.

Bereits im Kaiserreich nahm Max Weber Einfluss auf politische Debatten. Als Freund und Berater von Friedrich Naumann kämpfte er für eine Demokratisierung des Kaiserreichs, allerdings unter nationalistischen und imperialistischen Vorzeichen. So setzte er sich für eine Demokratie mit starker politischer Führung und die Expansion des deutschen Kolonialreichs ein. Dafür engagierte er sich in den verschiedenen, von Naumann gegründeten liberalen Parteien, ohne jedoch ein politisches Amt zu übernehmen. Marianne Weber setzte sich seit 1901 im Vorstand des Bund Deutscher Frauenvereine (BDF) und in verschiedenen Vereinigungen für Frauenbildung und Frauenrechte ein. Über die Umbruchsphase des Ersten Weltkriegs rückte für das Ehepaar die gegenwärtige Politik weiter ins Zentrum ihrer Tätigkeiten. Max Weber trat durch seine politischen Reden und Artikel hervor und nahm an informellen Beratungen für die Weimarer Verfassung und 1919 an den Friedensverhandlungen in Versailles teil. Gemeinsam engagierte sich das Ehepaar schließlich in der von ihnen mit begründeten Deutschen Demokratischen Partei (DDP), für die Marianne Weber im Frühjahr 1919 in die Badische Verfassungsgebende Nationalversammlung einzog. Hier hielt sie am 15. Januar 1919 als erste Frau überhaupt eine Rede vor einem deutschen Parlament, in der sie nachdrücklich für die politische Partizipation der Frauen warb.

Bald darauf gab sie jedoch ihr Landtagsmandat für den Umzug nach München auf, wo Max Weber auf eine Professur berufen worden war. Im Juni 1920 starb er, ein Einschnitt, der sich nun auch auf Marianne Webers frauenpolitisches Engagement auswirkte. So legte sie das ein Jahr zuvor angetretene Amt als Vorsitzende des BDF nieder. Stattdessen kümmerte sie sich vorrangig um die Herausgabe seines Nachlasses, blieb daneben aber selbst wissenschaftlich aktiv und hielt privat Kontakte zur Frauenbewegung aufrecht.

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Mehr zum Thema

Andreas Anter/Stefan Breuer (Hrsg.): Max Webers Staatssoziologie. Positionen und Perspektiven, Baden-Baden 2016.

M. Rainer Lepsius: Max Weber und seine Kreise. Essays, Tübingen 2016.

Gangolf Hübinger: Max Weber. Stationen und Impulse einer intellektuellen Biographie, Tübingen 2019.

Bärbel Meurer (Hrsg.): Marianne Weber. Beiträge zu Werk und Person, Tübingen 2004.

Sybille Oßwald-Bargende: Richtungsweisend. Die Frauenrechtlerin Marianne Weber als erste parlamentarische Rednerin, in: Sabine Holtz/Sylvia Schraut (Hrsg.): 100 Jahre Frauenwahlrecht im deutschen Südwesten. Eine Bilanz, Stuttgart 2020, S. 169-186.