Kramerzunft Memmingen
Drückende Abgaben und feudale Willkür führten zu den Bauernaufständen des Jahre 1525. In Memmingen schrieben revolutionäre Bauern einen frühen Verfassungsentwurf.
Der Memminger Laienprediger Sebastian Lotzer fasste die Forderungen der Allgäuer, Baltringer und Bodenseer Bauern in „Zwölf Artikeln“ zusammen. Im März 1525 versammelten sich deren Vertreter in der Memminger Kramerzunft und verabschiedeten auf der Grundlage der Artikel die „Bundesordnung der christlichen Vereinigung“. Der Bauernkriegsforscher Peter Blickle bezeichnet dieses Statut als einen frühen Verfassungsentwurf und wertet die Niederschrift zusammen mit den „Zwölf Artikeln“ als „einen der wichtigsten Texte des Bauernkrieges“. Die „zwölf Artikel“ sind der Idee der Würde jedes einzelnen Menschen verpflichtet – eine Vorstellung, aus der wir heute die Universalität der Menschenrechte ableiten. Bundespräsident Johannes Rau bezeichnete die Schrift im Jahr 2000 als frühes Monument der deutschen Freiheits- und Verfassungsgeschichte. Der Memminger Forderungskatalog weist damit weit über seine Zeit hinaus. Die Ereignisse des Jahres 1525 stehen am Beginn eines Ringens um Menschenrechte, das bis heute nicht abgeschlossen ist.
Im Gedenken an dieses historische Ereignis hat die Stadt Memmingen zusammen mit einem bürgerschaftlichen „Kuratorium“ den „Memminger Freiheitspreis 1525“ ins Leben gerufen. Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten, Verbände oder Initiativen geehrt, die sich im Namen der Menschenwürde für Freiheit, Recht und Gerechtigkeit einsetzen, Machtmissbrauch aufdecken und so motivierende Vorbilder in unserer Gesellschaft sind. Seit Juni 2020 trägt Memmingen auf Beschluss des Stadtrates den Namenszusatz „Stadt der Freiheitsrechte“. Das Haus selbst wird heute von der Kreishandwerkerschaft genutzt und gepflegt.
zum Ort: Memmingen, Stadt der Freiheitsrechte
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