Der Hofgarten vor dem kurfürstlichen Schloss, in dem sich seit 1818 die Bonner Universität befindet, ist seit 1968 wiederholt Schauplatz politischer Großkundgebungen.
Als Bundeshauptstadt und Sitz von Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung war Bonn ein natürliches Ziel für Demonstrationen und Proteste, mit denen sich Unzufriedenheit mit großen Linien der westdeutschen Nachkriegspolitik artikulierte.
Aus den vielfältigen Protestveranstaltungen stechen vor allem fünf Demonstrationen im Bonner Hofgarten hervor: Am 21. Mai 1968 protestieren mehr als zwanzigtausend Demonstranten gegen die befürchtete Aushebelung der Grundfreiheiten durch die „Notstandsgesetze“ der Großen Koalition. Am 10. Oktober 1981 kamen mehr als 250.000 Menschen in den Hofgarten, um gegen den „NATO-Doppelbeschluss“ vom 12. Dezember 1979 zu protestieren, der die Stationierung neuer Raketen in Europa bedeutete. Zwei Jahre später demonstrierten bis zu 500.000 Menschen im Bonner Hofgarten und mit einer Menschenkette im Regierungsviertel für den Frieden. Nach dem Einmarsch des Irak in Kuwait und der militärischen Reaktion einer von den USA geführten Koalition versammelten sich im Januar 1991 erneut mehr als 200.000 Menschen im Hofgarten unter dem Motto „Kein Blut für Öl“. Es zeigten sich aber Risse in der Friedensbewegung, denn der Einmarsch irakischer Truppen verstieß eindeutig gegen das Völkerrecht, während der Gegenangriff der USA vom UN-Sicherheitsrat gedeckt war. 1996 reisten 350.000 zur Großkundgebung „Für Arbeit und Gerechtigkeit“ in den Hofgarten. Sie demonstrierten gegen Sparmaßnahmen der schwarz-gelben Regierung.
Protest ist mittlerweile historisch gewachsener Alltag in Deutschland. Die Frage nach der Wirkung oder gar dem „Erfolg“ von Protest ist jedoch schwierig zu beantworten. Protest ist ein kollektiver Ausdruck von Unzufriedenheit mit einem bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustand. Er zielt darauf ab, ein Thema sichtbar zu machen und auf die politische Agenda zu setzen. Neben dieser zielorientierten Funktion hat Protest häufig auch eine identitätsstiftende Funktion. So kann Protest auf zwei gegensätzliche Arten erfolgreich sein: indem sich eine Bewegung verstetigt und institutionalisiert (z.B. als Partei) und kontinuierlich weiter den (ungelösten) gesellschaftlich-politischen Zustand kritisiert; oder indem sie untergeht, weil der Anstoß der Unzufriedenheit gelöst wurde oder zumindest seine gesellschaftliche Brisanz verloren hat.
Weg der Demokratie
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