Günter Zint

Kernkraftwerk Brokdorf

Wie funktioniert Demokratie, wenn Regierung, Staatsgewalt und Teile der Bevölkerung wortwörtlich „aufeinanderprallen“? Brokdorf ist bis heute Symbol für gesellschaftliche Grundfragen. Nicht nur für die, ob Kernkraft eine unberechenbare Gefahr oder eine sichere Energiequelle ist.


In den 1960-er Jahren machte die Landesregierung Schleswig-Holstein die Elbregion als Industriestandort aus. Hier sollte der technologische Anschluss des Landes sichergestellt werden. 1970 begann in Brunsbüttel der Bau des ersten schleswig-holsteinischen Kernkraftwerks. Ein Jahr später wurde Krümmel (bei Hamburg) geplant. 1973 wurde bekannt, dass ein drittes Kraftwerk in Brokdorf folgen sollte. Ein Ziel: Energie-Unabhängigkeit von den erdölexportierenden Ländern. Die „Bürgerinitiative Umweltschutz Unterelbe“ gründete sich. Ihr Ziel: Brokdorf verhindern.

Am 25. Oktober 1976 unterschrieb Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg den „Sofortvollzug“. Tags drauf begannen die Bauarbeiten – trotz offener Gerichtsentscheidungen zum Bau und unter Polizeischutz. Vier Tage später kamen rund 6.000 Menschen nach Brokdorf, Mitte November waren es 30.000. 1981 folgte die größte Demonstration mit über 100.000 Teilnehmenden. Auf beiden Seiten – Polizei und Demonstrierende – kam es zu brutaler Gewalt. Vermutlich war die Gewalt ein wichtiger Faktor, weshalb der Protest in Brokdorf am Ende keinen Erfolg verzeichnete und das Kraftwerk 1986 seinen Betrieb aufnehmen konnte. Der gewaltsame Protest wurde in den Medien negativ gerahmt, eine tiefe Spaltung zwischen unterschiedlichen Protestgruppen wurde deutlich.

Das Kernkraftwerk Brokdorf war das letzte, das in Deutschland gebaut wurde. 2011 beschloss die Bundesregierung den Ausstieg aus der Kernkraft. Brokdorf ging am 31. Dezember 2021 vom Netz.

Adresse

Osterende
25576 Brokdorf

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Die Proteste um das Kernkraftwerk Brokdorf auf dem Portal "Orte der Demokratie" des Schleswig-Holsteinischen Landtages.