FES-Heimvolkshochschule "Haus Münstereifel" / Kurt-Schumacher-Akademie
Am 19. April 1973 gründeten portugiesische Sozialist*innen in Bad Münstereifel den Partido Socialista (PS). Nach dem Putsch 1974 konnte sich der PS zu einem der wichtigsten Akteure für die Demokratie in Portugal entwickeln.
Der Partido Socialista (PS) ist aus der Portugiesischen Sozialistischen Aktion, der Acção Socialista Portuguesa (ASP), hervorgegangen. Bei der ASP handelte es sich um eine Gruppe von demokratischen Gegner*innen der rechtsgerichteten Diktatur des sogenannten Estado Novo von António de Oliveira Salazar (Ministerpräsident von 1933 bis 1968) und Marcello Caetano (Ministerpräsident von 1968 bis 1974). Kontakte der ASP zur SPD und zur Friedrich-Ebert-Stiftung gehen auf die Jahre 1965 und 1966 zurück und intensivierten sich nach dem Amtsantritt von Caetano.
Bereits im Januar 1973, bei einem Treffen der ASP-Mitglieder in Lissabon, gab es die ersten ernsthaften Überlegungen, die ASP in eine Partei umzuwandeln. Die Umwandlung der Gruppe in eine Partei sollte dazu führen, dass die portugiesischen Sozialist*innen auf der internationalen Bühne ernster genommen würden. Mit der Parteigründung und dem damit erhofften Anstieg der Sichtbarkeit war allerdings auch das Risiko einer härteren Verfolgung durch die portugiesische Geheimpolizei verbunden. Die Umwandlung der ASP in eine Partei wurde folglich zu einer Debatte, die zu ständigen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Befürworter*innen im Exil und den Sozialist*innen in Portugal führten. Die portugiesischen Sozialist*innen und die FES organisierten schließlich einen großen ASP-Kongress in der Bildungs- und Tagungsstätte Haus Münstereifel. Der Kongress musste geheim bleiben, um mögliche Passentzüge zu verhindern. Am 17. April 1973 wurde die Kongressarbeit in Bad Münstereifel aufgenommen. Am 19. April 1973 kam es zur entscheidenden Abstimmung, bei der sich 20 Delegierte der ASP für und sieben Stimmen gegen die Umwandlung der ASP in den PS entschieden.
Am 25. April 1974 leitete ein weitgehend unblutiger Militärputsch die Nelkenrevolution und den Übergang Portugals von einer autoritären Diktatur zur parlamentarischen Demokratie ein. Die ersten freien Parlamentswahlen fanden am 25. April 1976 statt. Bei diesen Wahlen etablierte sich der PS als stärkste Volkspartei in Portugal und spielte im weiteren Verlauf eine essenzielle Rolle für die Entwicklung der Demokratie.
Bad Münstereifel war auch für Willy Brandt ein willkommener Rückzugsort. Hier nahm der designierte und noch nicht vom Bundestag gewählte Bundeskanzler im Oktober 1969 die Arbeit am Text der Regierungserklärung auf. Zwei Jahre später eröffnete die Friedrich-Ebert-Stiftung in einem ehemaligen Kurhotel ihre neue Bildungsstätte. Am 17. Oktober 1985 erhielt sie den Namen "Kurt-Schumacher-Akademie". Die Bildungs- und Tagungsstätte der FES wurde 2014 geschlossen; heute befindet sich in dem Gebäude eine Privatklinik für Suchterkrankte.
In Zusammenarbeit mit: Friedrich-Ebert-Stiftung / N. Pereira Pinto
Willy Brandt
18.12.1913 bis 08.10.1992