Fotograf*in unbekannt / AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung

Konsequentes Eintreten für Chancengleichheit

Toni Pfülf

* 14.12.1877 in Metz † 08.06.1933 (Selbstmord) in München

Aus Widerstand zum Aufstieg der Nationalsozialisten wählte Toni Pfülf den Freitod. Als Fürsorgerin und Sozialpolitikerin hatte sie zuvor einen neuen, unabhängigen Typus weiblichen Engagements in der Weimarer Republik repräsentiert, der sich vehement für mehr Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit einsetzte.


Obwohl Antonie "Toni" Pfülf in eine bürgerliche Familie geboren wurde, versagten ihr die Eltern jegliche Ausbildungsmöglichkeiten, sodass sie schließlich im Bruch mit ihnen nach München zog. Dort besuchte sie ein Lehrerinnenseminar; als Pädagogin kümmerte sie sich fortan um benachteiligte Kinder der Arbeiterschaft. Über deren Schicksale erschüttert, schloss sie sich um 1902 der SPD an. Ein offizieller Beitritt war zu dieser Zeit Frauen noch verboten. Das hielt Pfülf jedoch nicht davon ab, in und um München als energische mitreißende Rednerin für soziale Reformen und gleiche Bildungschancen aufzutreten. Während des Ersten Weltkriegs erlangte sie als Armen- und Waisenrätin der Stadt kommunalpolitisch weiteren Einfluss.

1919 wurde Pfülf Teil der Weimarer Nationalversammlung und anschließend Abgeordnete des Reichstags. Hier stritt sie für eine Abschaffung der Todesstrafe in der Verfassung, für die Gleichstellung von nichtehelichen Kinder, für Schulreformen und Chancengleichheit. Umgekehrt versuchte sie auch Ungleichheiten in der eigenen Partei abzubauen. Trotz allem plädierte Pfülf jedoch nicht für eine separate Frauenbewegung, sondern vielmehr für die Anerkennung der uneingeschränkten Gleichberechtigung als universelles Menschenrecht. Beides, Gleichberechtigung wie Menschenrechte, brachten sie auch früh in Opposition zu den stärker werdenden Nationalsozialisten. Während sie sich zunächst mutig gegen die faschistische Ideologie positioniert hatte und dafür zwischenzeitlich von der Gestapo verhaftet worden war, schwand ihre Hoffnung auf eine Zerschlagung des Nationalismus. Auch resigniert über die schwindende Bereitschaft in der eigenen Partei, den Nationalsozialisten offen widerständisch entgegenzutreten, setzte Pfülf ihrem Leben am 8. Juni 1933 ein Ende.