In dem verglasten Saal im sechststöckigen Gebäude am Tulpenfeld hatten Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit, Politikerinnen und Politiker kritische Fragen zu stellen. Dies stand in starkem Kontrast zur propagandistischen Pressebeeinflussung der sogenannten Reichspressekonferenzen unter den Nationalsozialisten.
Die Bundespressekonferenz knüpft an eine Tradition der Weimarer Republik an. Während des Ersten Weltkrieges hatte das Militär Pressekonferenzen organisiert, bei denen es wenig Raum für kritische Nachfragen gab. Dies wollten Journalisten in der Weimarer Republik ändern, indem sie die Organisation von Pressekonferenzen selbst in die Hand nahmen. Diese Reorganisation führte zu einer kritischeren Berichterstattung. Gleich nach ihrer Machtergreifung im Frühjahr 1933 beendeten die Nationalsozialisten diese Praxis und machten die Reichspressekonferenzen zu einem Instrument der Propaganda und Presselenkung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründeten sich in den Ländern wieder unabhängige Presseorganisationen. 1947 entstand die Landespressekonferenz für Niedersachsen in Hannover, 1948 die Frankfurter Pressekonferenz für Hessen. Kurz nach Inkrafttreten des Grundgesetzes wurde im Oktober 1949 der Verein der Bundespressekonferenz gegründet. Zu den ersten Gästen gehörte der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und Ludwig Erhard.
Die ersten Bundespressekonferenzen fanden zunächst in wechselnden Räumlichkeiten im Bundeshaus in Bonn statt. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Bedarf der Bundesbehörden nach Büroräumen für Ministerien und weitere Einrichtungen. Da für den Bund selbst seit 1956 bis in die 60er-Jahre hinein ein Baustopp galt, wurde unter anderem das schon bebaute Gelände „Tulpenfeld“ interessant. Seinen Namen erlangte der Bürokomplex durch die Großgärtnerei, die zuvor auf dem über 40.000 qm großen Gelände angesiedelt war. 1967 mietete der Bund hier Räumlichkeiten für Bundesministerien, Abgeordnete und auch die Bundespressekonferenz, die bis zu ihrem Umzug nach Berlin 1999 hier ihren Sitz hatte. Seitdem wurden für die Räumlichkeiten neue Verwendungsmöglichkeiten geschaffen. Die Bundesnetzagentur, Organisationen der Entwicklungshilfe, der Deutsche Entwicklungsdienst und das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik nutzen die Räumlichkeiten des Tulpenfeldes. Anfang der 2000er-Jahre fand eine umfangreiche Sanierung der teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäude statt.
In Zusammenarbeit mit: K. Vogt/GEDG
Haus der Bundespressekonferenz
Bundeshaus Bonn
Weg der Demokratie
Bonn