Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. / Bernd Heinze

Mit Friedensgebeten für den offenen Dialog

Christian Führer

05.03.1943 - 30.06.2014

Als Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche gilt Christian Führer als einer der Initiatoren der Leipziger Friedensgebete und damit als ein Motor der Friedlichen Revolution von 1989. Damit hatte er gewichtigen Anteil an einem friedlichen Verlauf der Massenproteste, ebenso begründete er mit den Friedensgebeten einen Ort des politisch-gesellschaftlichen Austauschs und Dialogs.


Wie sein Vater entschied sich Christian Führer für den Berufs- und Lebensweg eines Pfarrers, dafür studierte er von 1961 bis 1966 in Leipzig evangelische Theologie. Nach Abschluss arbeitete er in Lastau und Colditz, bevor er 1980 das Pfarramt in der Leipziger Nikolaikirche übernahm. Im gleichen Jahr erarbeiteten die Landesjugendpfarrer und die Evangelischen Kirchen der DDR die Idee einer Friedensdekade, einer zehntägigen Veranstaltung im Herbst, bei dem unter dem Motto "Frieden schaffen ohne Waffen" über die Grenzen der DDR hinweg zur Abrüstung und für den Frieden aufgerufen werden sollte. In diesem Rahmen wurden die ersten Friedensgebete in der Nikolaikirche abgehalten, die sich unter Führers Leitung ab 1982 zu regelmäßig stattfindenden Montagsgebeten entwickelten.

Ab 1987 wurden die Friedensgebete immer politischer, da Führer nun gemeinsam mit seinem Kollegen Christoph Wonneberger Angebote für Ausreisewillige machte und sich an friedlichen Protesten wie etwa dem Olof-Palme-Friedensmarsch beteiligte. Bereits 1986 hatte er ein Schild an der Kirche anbringen lassen, "Nikolaikirche - Offen für alle". Trotzdem distanzierte er sich 1988 für einige Zeit von den oppositionellen Gruppen, um staatliche Repressionen abzuwehren. Seit dem Frühjahr 1989 heizte sich die Stimmung um die Nikolaikirche durch die staatliche Beobachtung merklich auf, am 09. Oktober erreichte diese ihren Höhepunkt, ohne jedoch in Gewalt umzuschlagen. Stattdessen protestierten etwa 70.000 Menschen friedlich. Nach der deutschen Wiedervereinigung nutzte Christian Führer die Plattform der Montagsgebete weiter, um auf andere Anliegen, etwa das Thema der Arbeitslosigkeit, aufmerksam zu machen.