© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Mahnerin gegen Totalitarismus und Gewalt

Hannah Arendt

* 14.10.1906 in Linden † 04.12.1975 in New York (USA)

Obwohl sie nach ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten nie wieder nach Deutschland zurückkehrte, wurde Hannah Arendt eine der einflussreichsten intellektuellen Stimmen der Nachkriegszeit. Ihre aus Verfolgung und Exil gespeisten Arbeiten lösten eine ganze Aufarbeitungs- und Beschäftigungswelle zu totalitären Systemen und dem Verhältnis von Macht und Gewalt aus. Vormals unpolitisch, mischte sich Arendt dezidiert in die bundesrepublikanische Debatte um die Aufarbeitung der NS-Verbrechen ein.


Hannah Arendts Leben war in ein Leben vor und nach der Flucht aus Nazi-Deutschland geteilt. Aufgewachsen in einem bürgerlichen Elternhaus mit guten Ausbildungschancen, betätigte sie sich zunächst im Feld der Philosophie, studierte in Marburg, Freiburg und Heidelberg bei Größen wie Martin Heidegger und Karl Jaspers. Als promovierte Jüdin wurde sie schon früh von den Nationalsozialisten bedroht und verfolgt. Nachdem Arendt im Sommer 1933 kurzzeitig inhaftiert wurde, floh sie über Umwege nach Frankreich. Dort geriet sie 1940 erneut in Internierungshaft, konnte sich aber durch eine weitere Flucht über Spanien und Portugal in die USA retten.

Durch die Erfahrung des Exils, aber vor allem durch die Erkenntnisse über den Horror der nationalsozialistischen Verbrechen nahm Arendt dauerhaft von einer Rückkehr nach Deutschland Abstand. Stattdessen reiste sie immer wieder für Vorträge in die Bundesrepublik und mischte sich über ihre eigenen Werke und die bundesdeutsche Öffentlichkeit in die Debatten zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen ein. Zum einen erschienen ab den 1950er Jahren ihre wissenschaftlichen Arbeiten zum Totalitarismus, ergänzt um Beobachtungen zur "Banalität des Bösen" im Anschluss an ihre Teilnahme am Prozess gegen Adolf Eichmann in Israel 1961. Zum anderen prozessierte sie gegen ihren Ausschluss aus der deutschen Wissenschaftslandschaft ab 1933 und nahm Einfluss auf Debatten rund um den Vietnamkrieg und die Studentenproteste der späten 1960er Jahre. Dabei entzog sie sich klaren politischen Parteinahmen; sie hatte Sympathien für sozialistische und basisdemokratische Ideen, kritisierte aber deren reale Umsetzung ebenso wie die institutionelle repräsentative Demokratie der Bundesrepublik.