Andreas Schwarzkopf, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

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Gedenkstein im Rheinwald
79369 Wyhl am Kaiserstuhl

Gedenkstein im Rheinwald

Wyhl am Kaiserstuhl

In den 1970er Jahren formierte sich in Deutschland die Anti-Atomkraft-Bewegung. Einen ersten großen Erfolg erzielte sie 1975 mit den Protesten gegen den Bau eines Atomkraftwerkes nahe des Winzerstädtchens Wyhl am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg.


Im Februar 1975 sollte mit dem Bau eines Atomkraftwerks im Rheinwald in der Nähe des idyllischen Winzerstädtchens Wyhl am Kaiserstuhl begonnen werden. Bäume waren schon gerodet, da besetzten vor allem Winzer- und Bauersfrauen den Bauplatz. Nach zwei Tagen räumte die Polizei das Gelände, aber die Protestierenden gaben nicht auf und besetzten den Bauplatz erneut. Sie richteten sich dauerhaft ein, organisierten Kulturveranstaltungen und gaben eine Protestzeitung heraus. Kennzeichnend für den Protest in Wyhl war die Verbindung zwischen lokaler Bevölkerung aus Baden und dem angrenzenden Elsass mit dem studentischen und akademischen Milieu aus der nahgelegenen Universitätsstadt Freiburg. Die auf dem Bauplatz gegründete „Volkshochschule Wyhler Wald“ bot mit Diskussionsveranstaltungen und Vorträgen ein wichtiges Forum für die Anti-Atomkraft-Bewegung. Die Protestaktionen liefen friedlich und gewaltfrei ab.

Angesichts des anhaltenden Widerstandes verhandelte die baden-württembergische Landesregierung mit den Besetzerinnen und Besetzern. Nachdem ein vorläufiger Baustopp verkündet und sämtliche Verfahren gegen die Protestierenden eingestellt wurden, räumten die Aktivistinnen und Aktivisten Anfang 1976 das Gelände. Im März 1977 untersagte das Verwaltungsgericht Freiburg in nächster Instanz den Bau. Wyhl wurde zum Symbol des erfolgreichen Widerstands. Hier waren neue Formen des Protests und des zivilen Ungehorsams erprobt worden.  Auch an anderen Standorten entstand organisierter Widerstand gegen den Bau von nuklearen Anlagen. Die aus vielen lokalen Bürgerinitiativen entstandene Anti-Atomkraft-Bewegung bezog sich dabei immer wieder auf die erfolgreichen Proteste von Wyhl und versuchte, die dort gemachten Erfahrungen zu nutzen – z.B. in Gorleben, wo ähnlich wie in Wyhl sich lokale Bauern mit studentischen Protestierenden verbanden. An die Proteste im Rheinwald bei Wyhl erinnert heute ein Gedenkstein, auf dem auch das Motto der damaligen Bewegung prangt: „Nai hämmer gsait!“ („Nein haben wir gesagt!“)

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