Rathaus Baltringen
1525 lehnten sich Bauern in ganz Deutschland gegen das Feudalsystem auf. Baltringen in Oberschwaben wurde zu einem zentralen Schauplatz des Kampfes um grundlegende Freiheits- und Mitbestimmungsrechte.
In den ersten Wochen des Jahres 1525 wurde Baltringen in Oberschwaben zu einem der wichtigsten Orte des Protests in der Krise des Feudalsystems. Aus weitem Umkreis kamen Protestierende zusammen. Was als kleiner Kreis in einem Wirtshaus begann, musste aus Platzmangel bald ins moorige Gelände vor den Toren des Ortes umziehen. Über Wochen fanden die Treffen regelmäßig donnerstags statt. Heute geht man von bis zu 18.000 teilnehmenden Personen aus. Die Protestversammlungen mündeten in Verhandlungen mit den Herren der Bauern, die sich im Schwäbischen Bund zusammengeschlossen hatten. Die Bauern beklagten menschenunwürdige Behandlung, Willkür und Leibeigenschaft. Sie gründeten Bauernräte, "Haufen" genannt, und schrieben ihre Forderungen auf. Diese Zwölf Artikel werden als erste Forderung von Menschen- und Freiheitsrechten betrachtet. Die Inhalte dieses Manifestes wurden begründet durch Verweise auf Bibelstellen. Sie lieferten die Grundlage für spätere Abkommen zwischen Bauern und Herren. Die Landesherren führten zum Schein Verhandlungen, nahmen aber bei erster sich bildender Gelegenheit den militärischen Kampf gegen die Bewegung auf. Es kam zu Massakern an den revoltierenden Bauern.
Die Erinnerungsstätte Baltringer Haufen erinnert seit 1984 an diese ersten Gehversuche demokratisch organisierten Widerstandes in Deutschland. Im Rathaus Baltringen können Besuchende diese Geschichte nachvollziehen.