Brandts-Kapelle

Mönchengladbach

Kapelle Zum heiligen Aloysius

Die Brandts-Kapelle in Mönchengladbach erinnert dem Namen nach an ihren Stifter Franz Brandts, dem ersten Vorsitzenden des „Volksvereins für das katholische Deutschland“. Mit dem Verein setzte sich der Fabrikant für den sozialpolitischen Katholizismus ein.


Der Fabrikant Franz Brandts (1834 – 1914) ließ die Kapelle in Gedenken an seinen an Tuberkulose verstorbenen Sohn errichten. Im Jahr 1896 wurde sie zwischen dem damaligen Fabrikgelände und der Arbeitersiedlung eingeweiht. Die erste Messe hielt der junge Priester Franz Hitze (1851 – 1921). Franz Brandts und Franz Hitze hatten 1890 gemeinsam mit den Zentrumspolitikern Ludwig Windthorst und Franz von Ballestrem den „Volksverein für das katholische Deutschland“ gegründet. Nach der Gründung in Köln war die Zentrale des neuen Vereins bald nach Mönchengladbach verlegt worden. Von hier aus organisierte der Verein Vorträge, Versammlungen und Weiterbildungskurse für katholische Arbeiter. Ziel war die religiöse, soziale und politische Partizipation des katholischen Bevölkerungsteils zu fördern, der gerade in der Zeit des Kulturkampfes um seine Rolle im Reich stritt. Hitze und Brandts setzten maßgeblich die sozialpolitische Ausrichtung des Vereins durch, die sich für die Fortführung einer staatlichen Sozialpolitik aussprach, Arbeiterschutzgesetze ebenso forderte wie die Tarifautonomie, und ab 1906 massiv für gleiches Wahlrecht eintrat.

Brandts erprobte im Sinne des politisch-sozialen Katholizismus in seiner Fabrik Maßnahmen, die um die Jahrhundertwende fortschrittlich waren: Abschaffung der Kinderarbeit, Reduzierung der Arbeitszeit von 16 auf schließlich 8 Stunden und vertraglich festgeschriebene Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer. Außerdem gründete er eine Darlehnskasse, eine Bücherei, einen Kindergarten und eine Nähschule für seine Angestellten, und baute Wohnungen, die sie günstig erwerben konnten. Seine Projekte dienten als Vorbild für die Arbeiterschutzgesetze, die 1891 vom Reichstag verabschiedet wurden und als wichtiger Schritt in der Sozialgesetzgebung gelten.

Der Volksverein hatte auf dem Höhepunkt seiner Wirkungszeit rund 800.000 Mitglieder. Nach dem Ersten Weltkrieg sank die Mitgliederzahl. Nachdem der Verein kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten noch einmal gewachsen war, wurde er 1933 im Zuge der Gleichschaltung verboten. Die Kapelle Zum heiligen Aloysius überstand die Bombardierung Mönchengladbachs im Februar 1945 fast unbeschadet. Heute ist sie im Besitz des 1983 gegründeten neuen „Volksvereins Mönchengladbach“, der sich vor allem für Menschen einsetzt, die von Armut und Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Im „Treff am Kapellchen“ (TaK) gibt es die Möglichkeit zum Austausch und ein Angebot an Workshops und kulturellen Veranstaltungen. Die neugotische Kapelle aus Backstein und die Orgel aus dem Jahr 1904 sind zum 125-jährigen Jubiläum der Einweihung saniert worden. Die Fassade zeichnet sich durch ein großes Spitzbogenfenster aus. Innen sind Mosaike und Malereien seit dem Bau erhalten geblieben. Hinter der Kapelle ist ihr Stifter Franz Brandts begraben.

In Zusammenarbeit mit: Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen


zum Ort: Stiftung Volksverein Mönchengladbach

Adresse

Rudolfstraße 5
41068 Mönchengladbach