Wilhelm-Leuschner-Stiftung

Anführer des gewerkschaftlichen Widerstands

Wilhelm Leuschner

* 15.06.1890 in Bayreuth † 29.09.1944 (hingerichtet) in Berlin

Als Gewerkschafter und späterer hessischer Innenminister war Wilhelm Leuschner einer der profiliertesten Verteidiger der Weimarer Demokratie. In früher Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten führte er den gewerkschaftlichen Widerstand gegen sie an und wurde mit anderen Verschwörern des 20. Juli ermordet.


Wilhelm Leuschner war gelernter Bildhauer, seine künstlerische Ader würde sich auch in der späteren Funktion als hessischer Innenminister in den engen Kontakten mit Kulturschaffenden wie Thomas Mann oder Carl Zuckmayer zeigen. Gleichzeitig war er Zeit seines Lebens durch das Arbeiterumfeld seines Elternhauses geprägt und engagierte sich früh in der Gewerkschaftsarbeit. 1913 trat er der SPD bei, im Zuge der Novemberrevolution 1918 übernahm er verschiedene politische Ämter und trat ein Jahr später in den Stadtmagistrat Darmstadts. 1924 erfolgte seine Wahl zum Landtagsabgeordneten in Hessen. Als er schließlich 1928 zum hessischen Innenminister ernannt wurde, war Leuschner bereits bekannt für seine demokratische Überzeugung. Er unterstrich die Gleichberechtigung aller Bürgerinnen und Bürger, bemühte sich weiter um Arbeitnehmerrechte und soziale Gerechtigkeit.

Als Innenminister hatte sich Wilhelm Leuschner aktiv gegen den Aufstieg des Nationalsozialismus eingesetzt. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, verweigerte er sich einer Vereinnahmung und der Gleichschaltung der Gewerkschaften. Stattdessen bereitete er im Verborgenen erste Strukturen für eine demokratische Neuordnung der Gewerkschaften nach der NS-Herrschaft vor. Dabei ging er seine Widerstandstätigkeit so systematisch an, wie er es in der Staatsverwaltung gelernt hatte: Er beteiligte sich nicht an kleineren illegalen Aktionen; über seine Vorbereitungen einer deutschen Gewerkschaftseinrichtung für die Zeit nach dem Krieg legte er keine Unterlagen an. Trotzdem fanden sich im Nachhinein Aufzeichnungen von ihm, die eine demokratische Grundordnung des Sozialwesens und der Wirtschaft als Pläne für die Zeit nach dem Nationalsozialismus erkennen ließen. Gemeinsam mit dem christlichen Gewerkschafter Jakob Kaiser arbeitete er am Aufbau verschiedener Widerstandsnetzwerke in gewerkschaftlichen Kreisen, zusammen strebten sie den Aufbau einer Einheitsgewerkschaft an. Da er sich im Kreis um Carl Goerdeler an den Vorbereitungen des 20. Juli beteiligt hatte, wurde er nach dem Scheitern des Widerstands gefangen genommen und am 5. September 1944 zum Tode verurteilt. Das Urteil gegen ihn wurde am 29. September vollstreckt.

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