Dagmar Schultze

Vorkämpferin für People of Color

May Ayim

* 03.05.1960 in Hamburg † 09.08.1996 in Berlin

May Ayim setzte sich in ihrem Schaffen als Schriftstellerin mit Gefühlen der Heimatlosigkeit und der konstanten Erfahrung von Rassismus auseinander. Durch ihre Arbeiten ermöglichte sie anderen Schwarzen Deutschen, besonders Schwarzen Frauen, ein Identifikationsangebot und brachte so die afrodeutsche Bewegung maßgeblich mit auf den Weg.


May Ayim wurde als Kind einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters in Hamburg geboren, wuchs jedoch zunächst im Kinderheim auf. Mit 18 Monaten wurde sie von einer deutschen Familie adoptiert und lebte nun unter dem Namen Sylvia Brigitte Gertrud Opitz. Früh waren für sie die alltäglichen Begegnungen mit Rassismus eine Belastung. Als einziges Schwarzes Kind in einer Familie mit Weißen Geschwistern war das Gefühl der Orientierungslosigkeit und Verwirrung ein konstanter Begleiter, das sie später in ihren Schriften verarbeitete. Erst die Begegnung mit ihrer größeren Verwandtschaft, die sie während einer Reise nach Ghana kennenlernte, vermittelte ihr wichtige Bezugspunkte und das Gefühl von Zugehörigkeit, das sie umgekehrt auch auf Deutschland anwandte.

Zu dieser Zeit studierte Ayim bereits Psychologie und Pädagogik; nachdem sie 1984 nach West-Berlin gezogen war, schloss sie hier 1986 ihr Studium mit einer Arbeit zur Kultur- und Sozialgeschichte Schwarzer Deutscher ab. In West-Berlin lernte sie die amerikanische Aktivistin Audre Lordes kennen, die sie in ihrer Veröffentlichung Farbe bekennen unterstützte. Mit diesem Band, den sie gemeinsam mit anderen Aktivistinnen veröffentlichte, prägte Ayim die Bezeichnung Afrodeutsch. In weiteren wissenschaftlichen wie belletristischen Werken beschäftigte sie sich mit dieser Doppelbezeichnung, gleichzeitig forderte sie nun auch die übrige deutsche Gesellschaft auf, sich mit Rassismus und Kolonialismus auseinanderzusetzen. Gerade in der deutschen Wiedervereinigung machte sie angesichts nationalistischer Untertöne auf rassistische Tendenzen und diskriminierende Gesellschaftsentwürfe aufmerksam. 1992 legte sie schließlich den Namen Opitz ab und trug als Zeichen der Selbstbestimmung den Nachnamen ihres Vaters, Ayim.