Bundesarchiv, Bild 183-14 (Auschnitt) / Unbekannter Autor / Wikimedia Commons / CC-BY-SA / CC BY-SA 3.0 DE

Mit der Demokratie in den Sozialismus

Rosa Luxemburg

05.03.1871 - 15.01.1919 (Ermordet)

Als eine der umstrittensten Figuren der deutschen Demokratiegeschichte gilt die Sozialdemokratin, spätere Spartakistin Rosa Luxemburg. Als Teil des linksradikalen Flügels der SPD schwankte sie zwischen einer grundlegenden Verbesserung und einer gewaltsamen Überwindung bestehender politischer Strukturen.


In Zamość in Russisch-Polen geboren, sollte Rosa Luxemburg zunächst in Wien verheiratet werden. Da jedoch ihre Mitgift nicht ausreichte, stimmten ihre Eltern einem Studium zu. Zunächst studierte sie in Zürich Zoologie, wechselte aber 1893 in das Fach Staatswissenschaften und promovierte 1897 in Nationalökonomie. Ein Jahr später ging Luxemburg nach Berlin. Über ihren Lebensgefährten Leo Jogiches war sie zuvor in Kontakt mit polnischen und russischen Sozialisten gekommen, denen sie auch in ihrer Anfangszeit in Berlin aktiv verbunden blieb. Als SPD-Mitglied entwickelte sich Luxemburg schnell zur profilierten und furchtlosen Rednerin des linken Flügels der Partei und erfuhr dafür in der Arbeiterbewegung viel Bewunderung, aber durchaus auch Ablehnung. Durch ihr unangepasstes Auftreten und ihre zunehmend radikaler werdenden Forderungen wurde sie gleichzeitig auch immer mehr Zielscheibe rechter Hetze, die chauvinistische mit antisemitischen Beschimpfungen gegenüber der jüdischen Emigrantin verband.


Die streitbare Rosa Luxemburg entzog sich bereits zu Lebzeiten eindeutigen Urteilen zu ihren politischen Positionen, in der die Umsetzung einer sozialistischen Revolution eine der wenigen Konstanten bildete. Im sogenannten Revisionismus-Streit der SPD lehnte sie eine Entscheidung zwischen Reformpolitik und Revolution ab und forderte eine „revolutionäre Realpolitik“ mit dem Ziel der proletarischen Revolution. Während des Ersten Weltkriegs gehörte sie vom ersten Tag an zu den Gegnerinnen und Gegnern einer Burgfriedenspolitik und verließ die SPD 1917, um gemeinsam mit Karl Liebknecht den marxistischen Spartakusbund unter dem Dach der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) weiterzuführen. Während Luxemburg einerseits die parlamentarische Praxis des Kaiserreichs ablehnte, verteidigte sie andererseits bürgerliche Freiheitsrechte, wie die freie Meinungsäußerung, das allgemeine und gleiche Wahlrecht für beide Geschlechter, die Presse- und Versammlungsfreiheit. Denn erst der Gebrauch dieser demokratischen Rechte und Pflichten durch das „Proletariat“, so die Vorstellung Rosa Luxemburgs, würde sein Klassenbewusstsein schärfen und die Ausgangsbedingungen für die sozialistische Revolution und den Sozialismus selbst schaffen. Eben deshalb verweigerte sich Luxemburg aber auch einem blinden Folgen der Russischen Revolution.


Bis heute bleiben viele Aussagen und Denkanstöße Luxemburgs strittig und widersprüchlich; ihre theoretischen Überlegungen zu Freiheit und Gleichberechtigung schlossen politische Gegner in der Praxis oft nicht mit ein. Sie selbst wurde am 15. Januar 1919 Opfer eines Attentats rechtsradikaler Freikorps und erlebte damit die nachrevolutionäre Weiterentwicklung der von ihr mitbegründeten KPD nicht mehr mit.