Brückenbauer in die soziale Demokratie

Friedrich Ebert

* 04.02.1871 in Heidelberg † 28.02.1925 in Berlin

Mit seinem Aufstieg zum Reichspräsidenten, aber auch mit seinem verfrühten Tod wurde Friedrich Ebert ein Sinnbild für die Weimarer Republik. In seiner Biographie verknüpfte sich die politische Etablierung der Arbeiterbewegung mit den Anfängen wie verpassten Chancen einer breiten Demokratisierung; gleichzeitig ist sein politisches Vermächtnis sein maßgeblicher Anteil an und sein Einsatz für die Weimarer Verfassung. Friedrich Ebert verkörperte damit das unumwundene Bekenntnis zur ersten repräsentativen Demokratie Deutschlands.


In einem Kleinhandwerkerhaushalt groß geworden und über seine eigene Ausbildung zum Sattler wandte sich Friedrich Ebert früh der Sozialdemokratie zu. Bereits mit 18 Jahren war er SPD- und Gewerkschaftsmitglied. Es folgten wichtige Stationen der Partei- und Parlamentsarbeit: Seit 1900 saß er als Abgeordneter in der Bremer Bürgerschaft; 1905 wechselte er in den Hauptberuf eines Parteivorstandes; 1912 folgte der Einzug als Abgeordneter in den Reichstag. Dabei erkannte er die Notwendigkeit der Arbeiterbewegung, sich jenseits der ideologischen Richtungsstreitigkeiten zwischen Revisionismus und proletarischer Revolution auf die konkrete, pragmatische Umsetzung politischer Teilhabe zu konzentrieren. Nach dem Tod August Bebels 1913 musste Ebert als neuer Parteivorsitzender trotzdem weiter in den ideologischen Grabenkämpfen vermitteln. Die Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) mit Größen wie dem ehemaligen Parteivorsitzenden Hugo Haase oder Karl Kautsky über die Burgfriedenspolitik konnte er 1917 trotzdem nicht verhindern, sie stärkte allerdings seine innerparteiliche Position.

In der Novemberrevolution unterstützte Friedrich Ebert eine gemäßigte, Konsens mit den bürgerlichen Parteien suchende Linie. Während er seine Partei zur Solidarität aufrief, strebte er gleichzeitig das Bündnis mit Zentrum und Linksliberalen an, um eine demokratische Verfassung zu ermöglichen, aber auch um einen Bürgerkrieg abzuwenden. Gleichzeitig lagen in Eberts Kompromisspolitik, auch gegenüber alten Eliten, erste Fallstricke, die später Gegner der Weimarer Demokratie für sich zu nutzen wussten. Nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten im Februar 1919 forderte er immer wieder ein geschlossenes Auftreten der Regierung nach außen ebenso wie einen Grundkonsens der Demokratie aller Parteien. Er selbst verstand sein Amt als das eines überparteilichen Hüters der Weimarer Demokratie, in diesem Sinne setzte er sich immer wieder stabilisierend und vermittelnd ein. Die zunehmenden Angriffe auf das breite demokratische Bündnis aus Sozialdemokraten und Bürgerlichen um Ebert verdeutlichten allerdings, dass komplementär zu einer Verfassung von oben eine Demokratisierung von unten in Teilen ausgeblieben war. Obwohl Ebert als Reichspräsident erste politische Bewährungsproben wie die Ruhrbesetzung und den Hitlerputsch meistern konnte, nahmen die öffentlichen Angriffe und Diffamierungen bis kurz vor seinem Tod immer weiter zu.

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