Für einen freiheitlichen Sozialismus
Robert Havemann
* 11.03.1910 in München † 09.04.1982 in Grünheide
Robert Havemann war eine der Schlüsselfiguren der DDR-Oppositionsbewegung. Obwohl er bereits vor dem Mauerfall verstarb, wirkte er als Vordenker, Netzwerker und Multiplikator unterschiedlicher Oppositionskreise bis in die Friedliche Revolution hinein. Sein Wandel vom Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED)-Unterstützer zum Kritiker spielte dabei ebenso eine Rolle wie sein langjähriger Hausarrest.
Der promovierte Chemiker Robert Havemann verfügte bereits über Erfahrungen im Widerstand, noch bevor seine Rolle in der DDR-Opposition begann. Mit 23 Jahren engagierte er sich 1933 in der sozialistischen Widerstandsgruppe "Neu Beginnen" gegen die Nationalsozialisten. Nach deren Zerschlagung durch die Gestapo, bei der er unentdeckt blieb, koordinierte er mit Freunden die Unterstützung politisch Verfolgter und vernetzte nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiter in der von ihm mitbegründeten Widerstandsgruppe "Europäische Union". Mit seiner ersten Ehefrau Antje Hasenclever kümmerte er sich zudem um politisch Verfolgte. Daneben hielt er Kontakte zu einzelnen Widerstandskämpfern der Roten Kapelle und des 20. Juli, ohne jedoch in deren Strukturen eingeweiht oder eingebunden zu sein. 1943 wurde Havemann verhaftet und zum Tode verurteilt. Jedoch halfen verschiedene Eingaben von Wissenschaftskollegen, dass das gegen ihn verhängte Urteil bis Kriegsende immer wieder aufgeschoben wurde.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollte sich Robert Havemann aktiv am Aufbau einer antifaschistischen Gesellschaft beteiligen und geriet darüber in Konflikt mit den amerikanischen Besatzungsbehörden in West-Berlin. Daraufhin siedelte er in den Osten über und wurde Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts der Humboldt-Universität. 1951 trat er in die SED ein. Erste Opposition zum Regime zeigte er aber bald darauf auch hier: Er forderte nicht nur eine Aufklärung stalinistischer Verbrechen, er befürwortete auch die Volksaufstände in Polen und Ungarn als notwendige Projekte der Demokratisierung. Sein Parteiausschluss erfolgte 1964, verbunden mit der fristlosen Entlassung als Universitätsprofessor sowie Berufs- und Publikationsverboten. Daraufhin publizierte Havemann seine Aufforderungen zum Pluralismus und Demokratisierung in westdeutschen Medien. Zudem scharte er einen Kreis führender Oppositioneller um sich, darunter enge Freunde wie Wolf Biermann und Jürgen Fuchs. Kurz nach der Ausbürgerung Biermanns 1976 wurde Robert Havemann unter Hausarrest gestellt, gemeinsam mit seiner Frau Katja organisierte er aber weiterhin oppositionelle Treffen in seinem Haus in der Grünheide. Diese wurden nach seinem Tod 1982 weitergeführt und mündeten im September 1989 in dem Gründungstreffen des Neuen Forums.
Jürgen Fuchs
Der Schriftsteller Jürgen Fuchs gehörte zu den prominentesten Bürgerrechtlern der DDR. An seinem Lebensweg lässt sich exemplarisch die Enttäuschung vieler überzeugter Marxisten mit dem Realsozialismus nachverfolgen. Mit seinen verschiedenen Werken thematisierte und dokumentierte er die Verbrechen des Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED)-Regimes und mobilisierte so die Bürgerrechtsbewegungen in Ost wie West.
Bärbel Bohley
Als die Friedliche Revolution 1989 das Ende der DDR einläutete, wurde sie als ‚Mutter‘ dieser Revolution gefeiert: Bärbel Bohley. Die Künstlerin verkörperte für viele den Aufbruch und die Hoffnung auf politische Veränderung in der DDR. Gleichzeitig verdeutlicht ihr konstantes Eintreten für eine demokratische Gesellschaft den langen Vorlauf der Wiedervereinigung, sodass der revolutionäre Mauerfall 1989 eigentlich der symbolische Höhepunkt einer jahrzehntelangen Oppositionsbewegung war.