Streitbarer Fürsorger der christlichen Demokratie
Carl Sonnenschein
* 15.07.1876 in Düsseldorf † 20.02.1929 in Berlin
In seinem Wirken bewegte sich der katholische Geistliche Carl Sonnenschein zwischen sozial-demokratischer Arbeit und christlicher Mission; eine Arbeit, die gerade während der Industrialisierung und Urbanisierung den Bedürfnissen der Arbeiter, aber auch anderen benachteiligten Gruppen entsprach. Er repräsentierte den Typus eines politischen Geistlichen, der nah an den Menschen blieb und gleichzeitig publizistisch wie netzwerkend Einfluss auf soziopolitische Missstände nahm.
Neben einem katholischen Elternhaus war es seine Ausbildung bei Jesuiten, die Carl Sonnenscheins Weg zum katholischen Priester vorzeichnete. Als junger Seelsorger mit Aufenthalten in Rom war er tief beeindruckt von der italienischen Idee einer christlichen Demokratie und versuchte später immer wieder, diese in den deutschen Raum zu übertragen. 1902 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm verschiedene seelsorgerische Tätigkeiten im Rheinland. Er beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Arbeiten als Kaplan, sondern bemühte sich um ein Verbesserung der Arbeiterlage, forderte Studenten zur sozialpolitischen Bildungsarbeit auf und schützte italienische Arbeiter in Streiks vor politischer Instrumentalisierung. Neben diesem Engagement sorgte auch sein Einsatz für eine überkonfessionelle Zusammenarbeit immer wieder für Konflikte mit der deutschen Kirchenleitung.
In den Wirren des Ersten Weltkriegs zog Sonnenschein 1918 nach Berlin und entfaltete bald angesichts der sozialen Herausforderungen der Großstadt ein breites Engagement. Er gründete Studenten- und Arbeitervereine und reagierte auf die Nöte der armen Bevölkerung durch die Förderung des sozialen Wohnungsbaus und Bildungseinrichtungen. Für viele wurde er zum Anlaufpunkt als Seelsorger, aber auch als pragmatischer Helfer und Netzwerker, der sich systematisch eine Kartei aus Kontakten in Politik und Verwaltung aufgebaut hatte. Gleichzeitig blieb es ein Anliegen Sonnenscheins, die Gegensätze zwischen Arbeitern und anderen Gesellschaftsschichten zu überwinden. Um ein solches Projekt auch politisch voranzubringen, publizierte er im Katholischen Kirchenblatt für Berlin, Brandenburg und Pommern politische Beiträge und kandidierte schließlich für das Zentrum ein Jahr vor seinem Tod für den Reichstag, ohne jedoch gewählt zu werden.
Theodor Eschenburg
Bis heute bleibt der Politologe und Staatsrechtler Theodor Eschenburg in seiner Rolle für die Demokratie umstritten. Als einer der einflussreichsten politischen Intellektuellen der frühen Bundesrepublik bezog er immer wieder Position für die demokratische Ordnung und ihre Strukturen, gleichzeitig distanzierte er sich nie eindeutig von seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Damit symbolisiert er auch die Kontinuität "brauner" Eliten in der Bundesrepublik, die den demokratischen Wiederaufbau mitgestalteten.
Matthias Erzberger
Auf tragische Weise legte Matthias Erzberger die Zerrissenheit des ausgehenden Kaiserreichs und der jungen Weimarer Republik offen. Auch weil er sich als herausragender Parlamentarier um eine Überwindung politischer wie gesellschaftlicher Spannungen bemühte und an einer umfassenden Reformierung innen- wie außenpolitischer Strukturen arbeitete, wurde er als Repräsentant der Weimarer Demokratie 1921 von rechten Nationalisten ermordet.