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Kritischer Geist für Frieden und Menschenrechte

Heinrich Böll

* 21.12.1917 in Köln † 16.07.1985 in Langenbroich

Als Schriftsteller war Heinrich Böll über Jahrzehnte Chronist des Aufbaus und der Aushandlung demokratischer Strukturen in der Bundesrepublik. Über die Frage von Konfession und Säkularisierung, Studentenproteste und Terrorismusbekämpfung bis hin zur Friedensbewegung und zu den Grünen bezog er immer wieder literarisch, publizistisch und in Reden Stellung. Für sein literarisches Schaffen wurde ihm zudem 1972 der Literaturnobelpreis verliehen.


Heinrich Böll wuchs in Köln in einer kleinbürgerlichen katholischen Familie auf. In seinen ersten Veröffentlichungen verarbeitete er die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, den er als Soldat von 1939 bis 1945 an verschiedenen Orten verbrachte. Daneben beschäftigten sich seine frühen Werke kritisch mit der Beengtheit des rheinischen Katholizismus. 1971 veröffentlichte Heinrich Böll mit Gruppenbild mit Dame einen seiner erfolgreichsten Romane, in dem die Rolle von Außenseitern, Verlierern und Aussteigern der Gesellschaft thematisiert wurde. Ein Jahr später erhielt er, auch aufgrund dieses Buches, den Literaturnobelpreis.

Im gleichen Jahr entzündete sich über einen "Spiegel"-Artikel von Heinrich Böll eine Debatte zum roten Terrorismus. Böll, der mittlerweile zu einer einflussreichen Stimme der deutschen Linksintellektuellen avanciert war, versuchte den Hintergrund der RAF-Terroristen und ihre Motivlagen zu ergründen und führte damit zu einer bundesweiten Debatte über linke "Sympathisanten". Auf Basis dieser Erfahrung schrieb er im Anschluss die Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, in der er sich kritisch mit der Boulevardpresse und der erfahrenen medialen Hetze auseinandersetzte. In der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit positionierte sich Böll ähnlich wie Kollegen wie etwa Günther Grass immer wieder kritisch und politisch. Für ihn bedeuteten die Erlebnisse des Nationalsozialismus, dass die kritische Debatte und Auseinandersetzung essentieller Teil einer demokratischen Gesellschaft ist. Dafür unterstützte er auch kritische Stimmen außerhalb Deutschlands, etwa den Schriftsteller und Dissidenten Alexander Solschenizyn, der nach seiner Ausweisung aus der Sowjetunion 1974 von Böll aufgenommen wurde. Gleichzeitig war Böll tief geprägt durch die Erfahrung des Krieges und setzte sich daher in seiner letzten Lebensphase für die Friedens- und Abrüstungsbewegung ein. So sprach er 1981 im Bonner Hofgarten und nahm 1983, bereits erkrankt, an der Blockade des US-Militärdepots in Mutlangen teil.