Wegbereiter für Selbstbestimmung und Akzeptanz
Magnus Hirschfeld
* 14.05.1868 in Kolberg † 14.05.1935 in Nizza
Magnus Hirschfeld trat als Sozialreformer und Sexualforscher für das Recht auf sexuelle Freiheit und Minderheitenschutz ein, zu einer Zeit, als eine abweichende sexuelle Orientierung und Identität stigmatisiert und verfolgt wurde. Er selbst verkörperte alles, was konservativen und rechten Kräften ein Dorn im Auge war: Jüdisch, homosexuell, sozialdemokratisch wurde er für sein Engagement immer wieder angefeindet und selbst verfolgt.
Magnus Hirschfeld hatte sich als Arzt bereits früh mit den Fragen sexueller Orientierung und Identität auseinandergesetzt und dabei erste wissenschaftliche Überlegungen zur Geschlechterfrage mit seiner Idee von „sexuellen Zwischenstufen“ auf den Weg gebracht. Aus heutiger Sicht ist er ein Vordenker der Queer-Theorie, wenn er versuchte, Fragen von Trans- und Intersexualität biologisch zu begründen und darüber aufzuklären, um mehr Akzeptanz für die Orientierung des Einzelnen jenseits klassischer Geschlechterrollen zu schaffen. Hirschfelds Haltung zum Eintritt Deutschlands in den Ersten Weltkrieg bleibt ambivalent: Einerseits rechtfertigte er als deutscher Patriot und Sozialdemokrat 1914 den Kriegseintritt. Er verbreitete die propagandistischen Formel von der „Abwehr“ einer äußeren Aggression mit und bediente sich in Vorträgen teilweise auch rassistischer Stereotype. Andererseits überzeugte unter anderem Helene Stöcker Hirschfeld spätestens 1915, dem pazifistischen Bund neues Vaterland beizutreten.
Das von ihm 1919 in Berlin gegründete Institut für Sexualwissenschaft wurde eine erste Anlaufstelle für soziale wie medizinische Beratung und Aufklärung; unter anderem fanden hier erste Formen der Selbsthilfe statt. Vor der Vorstellung von „höher-“ und „minderwertigen“ Menschen sprach sich Hirschfeld für die Praxis der Eugenik aus, etwa durch die Zwangskastration von (Sexual-)Straftätern. Gleichzeitig bekämpfte er die Kriminalisierung Homosexueller: Sein 1897 gegründetes Wissenschaftlich-humanitäres Komitee setzte sich vor allem für die Abschaffung des Paragraphen 175 Strafgesetzbuch ein, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte.
Beinah gelang die Abschaffung des Paragraphen durch seine politische Initiative, doch die nationalsozialistische Diktatur verhinderte dies und zerstörte bald darauf Hirschfelds Lebenswerk. Bereits zuvor, im Oktober 1920, war er Ziel eines rechten Mordanschlags geworden und nach einem Vortrag in München brutal zusammengeschlagen worden. Am 6. Mai 1933 stürmten Nationalsozialisten sein Institut; wenig später wurden seine Schriften verbrannt. Hirschfeld selbst starb zwei Jahre später im Exil in Nizza.
Während die DDR den Paragraphen 175 bereits 1968 abschaffte, sollte dieser Schritt in der Bundesrepublik erst nach der Wiedervereinigung, im Jahr 1994, erfolgen.
Helene Stöcker
Als Vertreterin der radikalen Frauenbewegung stritt Helene Stöcker mit der Idee der 'Neuen Ethik' für das Recht auf Selbstbestimmung, in der Ehe, in der Liebe, über den eigenen Körper. Neben dem Engagement für das Frauenstimmrecht gründete sie 1905 den Bund für Mutterschutz und Sexualreform und griff damit tabuisierte Themen wie das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und die rechtliche Stellung nichtehelicher Kinder auf.
Anita Augspurg und Lida G. Heymann
Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann zählen bis heute zu den bedeutendsten Vorkämpferinnen der deutschen Frauenbewegung. Dabei umfasste ihr Engagement verschiedene Wirkungs- und Lebensräume und stellte damit die Frage nach weiblicher Gleichstellung auch in anderen Zusammenhängen. Während sich aus den Überlieferungen kein eindeutiger Beleg einer Liebesbeziehung zwischen beiden ableiten lässt, so war doch ihre Partnerschaft eine wegweisende Alternative zu den zeitgenössischen familiären Rollenbildern.