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Streiter:innen für Frieden, Menschenrechte & Umwelt

Petra Kelly und Gert Bastian

* 29.11.1947 in Günzburg † 01.10.1992 in Bonn /
* 26.03.1923 in München † 01.10.1992 in Bonn

Die Aktivistin Petra Kelly und der ehemalige General Gert Bastian gehörten zu den bekanntesten wie eindrücklichsten Figuren der Gründungsphase der Partei Die Grünen. Ihr konsequenter und engagierter Einsatz für Abrüstung, Menschenrechte, Umwelt- und Friedensbewegung mobilisierte und formierte verschiedene Bürgerrechtsgruppen zu einer Sammelbewegung.


Durch ihre Jugend und Studium in den USA kam Petra Kelly früh in Kontakt mit Themen der Bürgerrechtsbewegung, dabei sammelte sie 1968 erste politische Erfahrung als Wahlkampfhelferin des Präsidentschaftskandidaten Robert Kennedy. Ihre berufliche Arbeit in der Politik begann sie später in der Verwaltung der Europäischen Gemeinschaften in Brüssel und als Mitglied der SPD. 1979 löste sie sich jedoch öffentlichkeitswirksam von diesen politischen Strukturen. In einem offenen Brief an Helmut Schmidt begründete sie ihren Austritt aus der SPD mit dem Fehlen gleichberechtigter Strukturen, aber auch der unzulänglichen Programmatik gegenüber Problemen der Dritten Welt, Friedenssicherung und Umweltbelastung. Erschüttert über die Vielfalt von globalen Menschrechtsverletzungen und Missständen war Kelly zu diesem Zeitpunkt bereits viele Jahre in unterschiedlichen Bürgerbewegungen und Initiativen engagiert. Im Umfeld der sich formierenden Grünen lernte sie bald darauf Gert Bastian kennen, einen Brigadegeneral der Bundeswehr, der über die Ablehnung der Stationierung von Mittelstreckenraketen der Friedensbewegung beigetreten war. Ihre unterschiedlichen sozio-kulturellen Hintergründe und bisherigen Lebenswege machten aus ihnen ein ungewöhnliches Paar, das jedoch schnell zu Symbolfiguren der Grünen aufstieg.

Umweltverschmutzung, Rüstungskontrolle, Menschenrechte – für all dies setzten sich Kelly und Bastian gemeinsam ein. Mit Einzug der Grünen in den Bundestag 1983 wirkten sie fortan auch als Abgeordnete und nutzten ihren politischen Einfluss, um etwa Bürgerrechtler in der DDR zu unterstützen. Gleichzeitig polarisierten sie und isolierten sich innerhalb ihrer Partei immer mehr, etwa indem sie sich weigerten, das Prinzip der Rotation umzusetzen. Wegen dieses Streitpunkts trat Bastian sogar zeitweise aus der Fraktion aus. Außerhalb Deutschlands blieb gerade Petra Kelly weiterhin wirkmächtig, 1990 etwa kürte sie die Londoner Zeitung Sunday Times zu einer der "1000 Macher des 20. Jahrhunderts". Die nicht abschließend geklärten Umstände um den Tod von Petra Kelly und Gert Bastian hinterließen 1992 auch die Frage, wie sich beide im wiedervereinigten Deutschland politisch eingesetzt hätten.