Streiter gegen die Obrigkeit
Johann Jacoby
* 01.05.1805 in Königsberg † 06.03.1877 in Königsberg
Der Breslauer Mediziner Johann Jacoby war einer der bekanntesten Streiter für Gleichberechtigung und Volksbeteiligung in der Zeit der Märzrevolution und Restauration. Sein unermüdliches Eintreten für die Beseitigung politischer wie gesellschaftlicher Ungleichheit steht zudem für die Beständigkeit demokratischer Forderungen über die Märzrevolution 1848 hinaus.
1805 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren, erlebte Jacoby früh die Diskriminierung, die Juden in allen deutschen Ländern traf. Immer mehr sah er die preußische Regierung daher in der Pflicht, die Gleichberechtigung aller ihrer Bürger zu gewähren. Zunächst anonym veröffentlichte er 1841 die Schrift „Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen“, in der er eine konstitutionelle Monarchie und Volksvertretung forderte. Die preußische Regierung verurteilte Jacoby – nachdem er sich selbst als Autor zu erkennen gegeben hatte – dafür wegen Majestätsbeleidigung und Hochverrat. Durch die massenhafte Verbreitung der Schrift konnte Jacoby jedoch das Urteil in zweiter Instanz anfechten, seine wachsende Popularität sollte ihm auch bei folgenden Verfahren zugutekommen.
Mit der Märzrevolution trat Jacoby aktiv in die Politik ein und gehörte als einziger jüdischer Abgeordneter dem Frankfurter Fünfzigerausschuss an. Zurück in Preußen warf er dem preußischen König Friedrich IV. ein Abwenden von der revolutionären Bewegung vor – mit dem berühmten Satz „Das ist das Unglück der Könige, dass sie die Wahrheit nicht hören wollen!“, den er Friedrich IV. bei einer Audienz zurief. Und auch während der Einigungskriege positionierte er sich immer wieder auf der linken Seite gegen eine Übermacht Preußens. Anstatt auf Annexionen setzte er auf die Idee eines europäischen Staatenbundes, da nur in diesem für ihn die Gleichheit aller Bürger gewährt werden würde. Über die Frage der Gleichberechtigung bewegte sich der Liberale Jacoby schließlich in seinen letzten Lebensjahren auch immer mehr auf die Arbeiterbewegung zu.
Paulskirche
In der Paulskirche tagte 1848-49 die erste Volksvertretung, die von Bürgern aus ganz Deutschland gewählt worden war. Frauen durften zu diesem Zeitpunkt weder gewählt werden noch wählen. Die Abgeordneten erarbeiteten eine demokratische Verfassung, deren Grundprinzipien wegweisenden Charakter hatten.
Palais Hardenberg
Das Palais diente seit 1849 als Sitz der Zweiten Kammer des Preußischen Landtags, der Vertretung des Volkes. Deutschlandweite Bedeutung erhielt es, als hier der erste Deutsche Reichstag 1871 eine gesamtdeutsche Verfassung verabschiedete.