Bundesarchiv, Bild 183-H0312-500-001

Vom Konservativen zum Pazifisten

Hellmut von Gerlach

02.02.1866 - 01.08.1935

Seine Autobiographie sagte es am treffendsten: „Von rechts nach links“ bewegte sich der Publizist und Politiker Hellmut von Gerlach und damit von einem Nationalkonservativen zu einem Radikaldemokraten. Als Herausgeber der "Weltbühne" und früher Gegner der Nationalsozialisten war er Fürsprecher eines 'anderen' Deutschlands, das für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrechte, aber auch eine wehrhafte Demokratie eintrat.


Hellmut von Gerlach wurde als Sohn eines preußischen Gutsbesitzers in Mönchmotschelnitz im heutigen Polen geboren. Während seines Jurastudiums wandte er sich zunächst nationalistischen konservativen Kreisen zu und ließ sich auch von den antisemitischen Ideen des evangelischen Theologen Adolf Stoecker beeinflussen. Für ihn arbeitete von Gerlach bis 1896 als Redakteur und unterstützte Stoeckers Christlich-Soziale Partei. Schließlich war es jedoch ein anderer evangelischer Pfarrer, Friedrich Naumann, der von Gerlach von christlich-liberalen Ansichten überzeugen konnte. Als Chefredakteur der Berliner Zeitung Die Welt am Montag begann er schließlich, vermehrt Einfluss auf die politische Öffentlichkeit zu nehmen. Gleichzeitig kandidierte er für die Nationalliberalen für das preußische Abgeordnetenhaus und den Reichstag, in dem er von 1903 bis 1907 saß.

Bereits im Ersten Weltkrieg ergriff von Gerlach die Möglichkeit der Publizistik, um sich gegen den Krieg auszusprechen. Als bestimmter Verteidiger der neuen Weimarer Demokratie, Fürsprecher eines Verständigungsfriedens und Vertreter der Politiker, die den Versailler Vertrag akzeptierten, geriet er bald in das Visier rechtsradikaler Korps. 1920 entging er knapp einem Mordanschlag. Gleichzeitig blieb er auf Dauer auf Distanz zu etablierten Parteien. Nach einer kurzen Mitgliedschaft in der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) trat von Gerlach dort 1926 wieder aus und engagierte sich fortan in der Deutschen Liga für Menschenrechte. Hier setzte er sich besonders für die Aussöhnung mit Polen ein, seine Verständigungspolitik mündete etwa 1926 in einer deutsch-polnischen Kongreß, bei dem der Schutz von Minderheiten sowie die Revision gegenseitiger Feindbilder in Geschichtsbüchern gefordert wurden. 1932 übernahm er schließlich die Herausgabe der Weltbühne vom inhaftierten Carl von Ossietzky und war maßgeblich an der Kampagne für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Ossietzky beteiligt. Bei Machtübernahme der Nationalsozialisten ging er nach Frankreich und setzte von dort seine antifaschistische Arbeit durch Schriften und Vorträge bis zu seinem Tod 1935 fort.

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