Für eine unabhängige Presse
Leopold Sonnemann
* 29.10.1831 in Würzburg † 30.10.1909 in Frankfurt a. M.
Der jüdische Publizist und Unternehmer Leopold Sonnemann schuf mit der "Frankfurter Zeitung" eine der ersten unabhängigen deutschen Wochenzeitungen. In seinem publizistischen und politischen Engagement zeigte sich immer wieder das Bekenntnis zur Meinungs- und Pressefreiheit sowie zu liberalen Werten.
Mit 16 Jahren kam der jüdische Kaufmannssohn Leopold Sonnemann mit den Ereignissen der Frankfurter Paulskirche in Berührung. Dort saß er auf der Besucherempore und wurde so tief durch die demokratischen Debatten geprägt, dass er sein Leben lang Ideen von sozialer Gleichberechtigung und einem "System der Gemeinschaft" verfolgte. Über das Textilgeschäft seines Vaters, das er nach dessen Tod 1852 übernahm, wurde Sonnemann jedoch zunächst Unternehmer und später Bankier. Sein Beruf ermöglichte ihm 1856 die Gründung der Frankfurter Handelszeitung (ab 1866 Frankfurter Zeitung), die über Missstände im Finanzwesen aufklärte und sich für freiheitlichere Wirtschaftsordnung einsetzte. Sonnemann hielt den Vorsitz der Zeitung und schrieb Artikel, doch in der Redaktion praktizierte man bereits eine demokratische Struktur und Arbeitsteilung, in der alle gleichberechtigt waren.
Bald widmete sich die Frankfurter Zeitung auch politischen Themen jenseits des wirtschaftlichen Raums. Durch kritische Artikel und liberale Forderungen wandte sie sich gegen bestehende politische und gesellschaftliche Strukturen. Darüber hinaus betätigte sich Sonnemann durch die Mitgründung der Deutschen Volkspartei im Jahr 1868 auch im parlamentarischen Raum. Für sie saß er bis auf eine kurze Unterbrechung von 1871 bis 1884 im Reichstag. Hier wiedersprach er immer wieder Otto von Bismarck, etwa im sogenannten Kulturkampf oder bei den Gesetzgebungen gegen die Sozialdemokraten. Im Gegenzug überzog Bismarck die Frankfurter Zeitung mit Repressalien wie Hausdurchsuchungen und Klagen, und brandmarkte Sonnemann und seine Redaktion als 'Vaterlandsverräter'. Nach seiner Tätigkeit im Reichstag kehrte Sonnemann in die Kommunalpolitik Frankfurts zurück und machte sich hier als Stadtverordneter und Sozialmäzen verdient, dabei führte er sein langjähriges sozialpolitisches Engagement mit den Gründungen unterschiedlicher Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen fort.