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Kämpfer für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus

Fritz Bauer

16.07.1903 - 01.07.1968

In seiner Tätigkeit als Generalstaatsanwalt gehörte Fritz Bauer zu den wichtigsten Wegbereitern der systematischen Strafverfolgung von nationalsozialistischen Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland. Ohne seinen Einsatz wären Verfahren wie der Frankfurter Auschwitz-Prozess, aber auch der Prozess gegen Adolf Eichmann nicht zustande gekommen. Gerade mit Blick auf personelle Kontinuitäten in der neuen Bundesrepublik betonte Bauer dabei immer wieder, dass eine demokratische Gesellschaft nur aus der (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit entstehen könne.


Bereits in frühen Berufsjahren verband Fritz Bauer seine juristische Tätigkeit mit politischem Einsatz. In der Weimarer Republik engagierte sich der aus liberalen jüdischen Verhältnissen stammende Stuttgarter im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und in der SPD. Für seine Mitarbeit an einem Generalstreik gegen die Nationalsozialisten wurde Bauer Ende März 1933 verhaftet und für kurze Zeit im Konzentrationslager inhaftiert. 1936 emigrierte er nach Dänemark und floh 1943 nach Schweden, wo er gemeinsam mit Willy Brandt die Zeitschrift Sozialistische Tribüne gründete.

Als Fritz Bauer 1949 nach Deutschland zurückkehrte, wurde er zunächst am Landgericht Braunschweig tätig. Hier führte Bauer Prozesse gegen neu erstarkte Rechtsradikale wie Otto Ernst Remer und trug damit zu ersten Schritten der Rehabilitierung von Widerstandskämpfern, etwa der Gruppe des 20. Juli 1944, bei. 1956 holte ihn der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn als Generalstaatsanwalt nach Frankfurt am Main. Nun konzentrierte er sich auf die juristische Verfolgung von NS-Straftätern. 1957 leitete er Informationen zum Aufenthaltsort von Adolf Eichmann in Argentinien an den israelischen Geheimdienst weiter. Als Eichmann festgenommen wurde, drängte Bauer auf einen deutschen Auslieferungsantrag, die Bundesregierung weigerte sich jedoch. Federführend war Bauer auch in der Vorbereitung des Auschwitz-Prozesses, der 1963 gegen 22 Verantwortliche in Frankfurt eröffnet wurde. Aufgrund seines entschiedenen Vorgehens gingen viele Kollegen, auch in der eigenen Behörde, auf Distanz zu ihm, da einige selbst während des Nationalsozialismus Karriere gemacht hatten. Trotz dieser Widerstände hatte Bauer entscheidenden Anteil, dass über die Strafverfolgung dieser Verbrechen hinaus auch eine bundesweite Debatte eröffnet wurde: Gerade im Zuge der Auschwitz-Prozesse widmeten sich Presse und Kultur mit Berichterstattungen, Theater- und Buchstücken sowie Ausstellungen dieser Thematik.

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