Die Schriftstellerin Irmtraud Morgner forderte in ihren Veröffentlichungen eine Debatte zur rechtlichen wie sozialen Gleichstellung der Frau, dafür wurde sie auch im Westen als Feministin der DDR gefeiert. In der Vermischung von phantastischen und historischen Elementen mit Verweisen auf die realpolitische Gegenwart platzierte sie zudem geschickt Kritik am bestehenden System der DDR.
Nach einem Studium der Germanistik und Literaturwissenschaft an der Universität Leipzig begann Irmtraud Morgner 1956, bei der Zeitschrift Neue deutsche Literatur des DDR-Schriftstellerverbandes als Redaktionsassistentin zu arbeiten. 1959 veröffentlichte sie ihre erste Erzählung. Von ihren frühen Arbeiten, die sich in die sozialistische Literatur der DDR einfügten, distanzierte sich Morgner später selbst. Als sie 1965 mit dem Gegenwartsroman Rumba auf einen Herbst auf alltägliche Probleme in der DDR ebenso wie auf Dogmen des Sozialismus kritisch Bezug nahm, wurde ihr die Veröffentlichung durch das Ministerium für Kultur verboten. Über diese Zensurerfahrung verwendete Morgner in späteren Werken phantastische Stilmittel, um gesellschaftliche und politische Missstände indirekt kritisch ansprechen zu können.
Ab 1969 wurden Irmtraud Morgners Bücher auch im Westen verlegt und fanden besonders ab den späten 1970er Jahren Anklang in der neuen Frauenbewegung. Morgner wurde daraufhin immer wieder zu Lesungen in den Westen eingeladen, daneben reiste sie 1984 zu verschiedenen Lesungen in die USA. Ihre Rolle als Schriftstellerin der DDR war zwiespältig: Sie übte Kritik, ohne sich gänzlich vom Sozialismus loszusagen. Immer wieder wurden ihre Schriften mit Zensur belegt; gleichzeitig war sie zwischenzeitlich Teil des Präsidiums des Schriftstellerverbandes und erhielt 1977 den DDR-Nationalpreis für Kunst und Literatur. Da sie sich sowohl am Kapitalismus wie am Realsozialismus stieß, verfolgte sie, bereits schwer erkrankt, die deutsche Wiedervereinigung skeptisch.