Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, {231 Nr. 2937 (175)}, Bild 1, http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1384604-1

Badischer Verfassungsstreiter

Karl von Rotteck

18.07.1775 - 26.11.1840

Als bürgerlicher Liberaler steht der Jurist Karl von Rotteck stellvertretend für die vielen Verfassungsmacher des Vormärz. Im Parlament wie in politischen Schriften stritt er für die Anerkennung von Bürgerrechten und die nationale Einheit.


Karl von Rotteck wurde 1775 in eine adelige Familie im damals habsburgischen Freiburg geboren. Seine Studienzeit verbrachte er ebenfalls in Freiburg und rückte dort, nachdem er 1797 einen Doktor als Rechtswissenschaftler erworben hatte, auf die Professur für Allgemeine Weltgeschichte. In diese Zeit fielen bereits erste vorsichtige kritische Bestandaufnahmen der napoleonischen Herrschaft, die sich bei dem Übergang Breisgaus in das Land Baden in erste Hoffnungen auf Liberalisierungen umwandelten. Von Rotteck begrüßte die badische Herrschaft und die zugehörige Verfassung von 1818, die erste Grundrechte und ein eingeschränktes Männerwahlrecht vorsah.

Bald zog er als Vertreter der Universität in die Erste Kammer der Badischen Ständeversammlung ein; ab 1831 saß er als Abgeordneter in der Zweiten Kammer. Hier positionierte sich Rotteck als liberaler Wortführer, der unter anderem die Abschaffung feudaler Abhängigkeiten und die Pressefreiheit forderte. Als er sich auch 1832 im Zuge einer restriktiven Gesetzgebung für diese Pressefreiheit stark machte, wurde er von der badischen Regierung in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, seine Schriften wurden zensiert und auch seine anschließende Wahl zum Freiburger Oberbürgermeister wurde untersagt. Gemeinsam mit dem Kollegen Carl Theodor Welcker widmete sich von Rotteck daher im Anschluss der Herausgabe des Staatslexikons, eines Einführungswerks zu politischen wie gesellschaftlichen Begrifflichkeiten, das aufgrund seines Umfangs nicht von der Zensur betroffen war und so die Vorstellungen der liberalen Bewegung weiter verbreiten konnte.

In seinen wissenschaftlichen Schriften widmete sich Karl von Rotteck der Rolle des Staates und der Bedeutung der Bürgerrechte. Als Staatsrechtler und Liberaler eröffnete er in breit publizierten Werken Grundlagen zum Verständnis von Gewaltenteilung und Rechtsstaat, die die Freiheit und Gleichheit aller garantieren sollten. Seinen Schriften lag das liberale Ideal einer Bürgergesellschaft zugrunde, die Bildung und Besitz zu voraussetzenden Kriterien politischer Teilhabe erhob. Diesem Verständnis folgend, ließ Rotteck seine Grundrechtekatalog nicht für alle Teile der Bevölkerung gleichermaßen gelten. Gerade Bürgern jüdischen Glaubens versagte er die geforderten Rechte und sah sie nicht als gleichberechtigten Teil eines möglichen Nationalstaats an. Schließlich blockierte Karl von Rotteck Reformvorschläge von Kollegen wie Carl Theodor Welcker, eine rechtliche Gleichstellung von Juden weiter zu verankern.