Wohlstand, Freiheit und Bildung für Alle!
Mathilde Franziska Anneke
* 4.4.1817 in Sprockhövel † 25.11.1884 in Milwaukee (USA)
Konsequent und radikal wie keine andere Frau in den Jahren 1848/49, stritt Mathilde Franziska Anneke für die demokratischen Ziele der Revolution. Jenseits einengender Vorstellungen, das zeigt das Leben Annekes, war Frauen politisches Engagement im 19. Jahrhundert durch Wort, Schrift und Tat möglich – und musste sich gerade nicht auf das Erreichen weiblicher Emanzipation allein erstrecken.
Die Bedeutung Mathilde Franziska Annekes als frühe Vordenkerin der Frauenbewegung ist von ihrem Charakter und ihrem Willen zur Autonomie nicht zu trennen. Aufgewachsen in einem bildungsorientierten Elternhaus, unabhängig nach einer vor Gericht durchgekämpften Scheidung und in prekären Verhältnissen als selbstständige Schriftstellerin lebend, galt ihre Aufmerksamkeit der sozialen Ungerechtigkeit. Je umfassender ihre Lektüre der Vormärzliteratur wurde, desto klarer erkannte Anneke, dass die Unterdrückung von Frauen aus ihrem Ausschluss aus Politik und Gesellschaft herrührte.
Diese Einsicht verband Anneke mit sozialistischen Ideen von sozialer Gleichheit und gemeinsamen Eigentum, die sie durch ihren zweiten Ehemann Fritz kennenlernte, einen wegen seines offenen Bekenntnisses zu kommunistischen Überzeugungen aus dem Militär entlassenen Offizier. Die hervorstechende Unbedingtheit ihre Schaffens und Handelns, die aus der Verknüpfung dieser Eindrücke hervorging, unterschied Anneke von allen anderen Kämpferinnen in Vormärz und Revolution. Es ging ihr nicht um die Verbesserung der weiblichen Freiheit in den bestehenden Verhältnissen, sondern verstand sie die Emanzipation als umfassende, von Frauen selbst eingeforderte Gleichberechtigung im Namen einer umfassenden sozialen und politischen Revolution mit dem Ziel der Republik.
„Wohlstand, Freiheit und Bildung für Alle!“ lautete daher auch das Credo, mit dem Mathilde Anneke 1848 die Neue Kölner Zeitung für Bürger, Bauern und Soldaten gründete. Schon zuvor hatte sie an der Ausweisung Louise Astons aus Berlin schriftlich Kritik geübt und die Frauen dazu aufgerufen, sich gegen ihre Unterdrückung zu organisieren. Für die Neue Kölner Zeitung, die sie nach einem Verbot als Frauen-Zeitung weiter herausgab, besuchte und beschrieb sie revolutionäre Ereignisse, hielt ein Netzwerk aus Korrespondenten am Leben und organisierte nicht zuletzt die Finanzierung und den Druck der Zeitung selbst. Revolutionäre Aktivitäten von Frauen waren immer auch, aber nicht ausschließlich Thema dieser Zeitung. Die Publizistik war das Feld, auf dem Mathilde Anneke als Frau des 19. Jahrhunderts den politischen Kampf führen konnte und führte.
1849 flüchtete sie mit ihrem Ehemann und Kindern in die Vereinigten Staaten. Hier engagierte sie sich weiterhin als Rednerin und Publizistin, plante radikale Proteste gegen die existierende Sklaverei und wurde endgültig zur Vorkämpferin für die Freiheit der Frau.
Louise Aston
Zeit ihres Lebens hafteten der Schriftstellerin Louise Aston zwei Vorwürfe an: Zum einen galt sie mit einer radikal-demokratischen Ausrichtung als subversiv, zum anderen traf sie durch ihr emanzipiertes Auftreten auf Ablehnung. Als Prototyp weiblicher Selbstbestimmung gilt sie noch heute als eine der frühen Frauenrechtlerinnen.