Nüchterne Zahlen gegen rechten Terror
Emil Julius Gumbel
* 18.07.1891 in München † 10.09.1966 in New York (USA)
Mit seinem 1921 erschienen Buch "Zwei Jahre politischer Mord" legte der Statistiker Emil Julius Gumbel die mangelnde Strafverfolgung gegenüber rechter Gewalt in der Zeit nach der Novemberrevolution offen. Mit seinen pazifistischen und radikaldemokratischen Äußerungen und Schriften wurde er so bald in der Weimarer Republik zu einem der entschiedendsten Redner gegen die Rechten und wurde entsprechend früh von nationalsozialistischen Gruppen verfolgt.
1891 wurde Emil Julius Gumbel in ein jüdisches bildungsorientiertes Milieu geboren. Er verfolgte zunächst konsequent eine wissenschaftliche Karriere. Doch bereits über den Ersten Weltkrieg politisierte sich Gumbel und wandelte sich wenige Monate nach Kriegsbeginn vom Befürworter zum Gegner des Krieges. Als Folge trat er in verschiedene pazifistische Vereine ein und wandte sich der sozialdemokratischen Politik zu. Ähnlich wie Weggefährten wie etwa Carl von Ossietzky, für den Gumbel auch Beiträge in der Weltbühne verfasste, blieb er dabei jedoch immer auf kritisch-intellektueller Distanz zu den großen Parteien und präsentierte seine Positionen antidogmatisch und rational.
1921 veröffentlichte Gumbel die Dokumentationsschrift Zwei Jahre politischer Mord (erweiterte Auflage 1922 mit dem Titel Vier Jahre politischer Mord), in der er allein auf Grundlage von Statistiken die extrem unterschiedliche Ahndungspraxis zwischen linken und rechten Mordanklagen offenlegte: Während bei 314 rechtsradikalen Morden die meisten Täter ohne Verurteilung davonkamen, wurden von den 15 linksmotivierten Morden die meisten Angeklagten zum Tode verurteilt. Über diese wie weitere Veröffentlichungen profilierte er sich zu einem der einflussreichsten Intellektuellen gegen die aufsteigende Rechte und wurde dafür von Hetzkampagnen, gerade an seinem Lehrstuhl in Heidelberg, überzogen. Besonders bei seiner Berufung zum außerordentlichen Professor der Universität im Jahr 1930 machte sich der aufsteigende Nationalsozialismus in antisemitischen Protesten der Studenten bemerkbar. Bereits 1932 emigrierte Gumbel nach Frankreich und floh von dort 1940 in die USA. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er noch einmal für Gastprofessuren nach Deutschland zurück.
Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik
Mit dem "Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik" schuf die Weimarer Republik 1922 ein Instrument, mit dem sie sich dezidiert gegen die Feinde der Demokratie zur Wehr setzte. Fortan konnten republikfeindliche Vereine, Verbände und Parteien verboten werden.
Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie
Deutschlands erste Demokratie erfüllte erstmals die jahrzehntelangen Forderungen nach grundlegenden BürgerInnen- und Menschenrechten. Das Haus der Weimarer Republik erinnert an die Meilensteine ebenso wie an die Herausforderungen der Republik und zeigt deren Bedeutung in der Gegenwart auf.